WIESBADEN - Vor einem Jahr spielte er noch in der Regionalliga beim TSV Havelese. Heute steht er mit sechs Treffern nach elf Spielen an der Spitze der Torjägerliste der Dritten Liga. Die Rede ist von Daniel Kofi Kyereh, Stürmer des SV Wehen Wiesbaden. Der 22-Jährige ist der Senkrechtstarter beim SVWW, traf zuletzt aus allen Lagen.
Er hat eine Entwicklung gemacht, mit der in dieser Form niemand gerechnet hat. „Wir haben gehofft, dass er bei uns den einen oder anderen Schritt machen und sich Stück für Stück weiterentwickeln kann. Aber dass er solche Leistungen auf den Platz zaubert, damit konnten wir nicht rechnen", sagt Trainer Rüdiger Rehm, der Kyereh zu Beginn der Saison zwar „nur" als Joker brachte, ihm aber trotzdem viel Spielzeit gab. „Ich habe nach meinem Wechsel hierher nicht gedacht, dass mir der Trainer direkt so vertraut und das Risiko eingeht, jemanden wie mich, der keinerlei Profi-Erfahrung hat, so viel spielen zu lassen", gesteht Kyereh. Er habe dieses Vertrauen zu schätzen gewusst. Und wollte sich mit guten Leistungen dafür revanchieren. „Das klappt bislang sehr gut", freut sich der gebürtige Braunschweiger.
Vom Innenverteidiger zum Stürmer geworden
Doch beinah wäre Kyereh gar kein Stürmer geworden. In der Jugend fing er als Innenverteidiger an. „In der U 13 habe ich dann zu meinem Trainer gesagt, dass ich kein Verteidiger mehr sein möchte, sondern gern Tore schießen würde", erinnert er sich an seine Zeit bei Eintracht Braunschweig zurück. In der C-Jugend wechselte er zum VfL Wolfsburg, wo für ihn als Stürmer aber kein Platz mehr war. Sein Trainer hielt jedoch viel von ihm und funktionierte ihn kurzerhand zum zentralen Mittelfeldspieler um. Rehm setzte ihn in der Sommervorbereitung auf verschiedenen Positionen ein, im Sturm gefiel ihm Kyereh am besten. Er erweist sich als wahrer Glücksgriff für den SVWW. Der Offensivmann sicherte dem Verein mit mehreren spielentscheidenden Toren schon einige Punkte. „Da hat unsere Scoutingabteilung sehr gute Arbeit geleistet", weiß Rehm. Denn im Sommer waren auch noch andere Drittligisten hinter Kyereh her. Aber der SVWW hat ihn direkt überzeugt. „Ich hatte nirgends so ein gutes Gefühl wie beim SV Wehen Wiesbaden", erklärt er seine Entscheidung.
Und dieses gute Gefühl hält bis jetzt an. Kyereh fühlt sich in seiner neuen Heimat wohl, obwohl er das erste Mal mehrere hundert Kilometer von zu Hause weg ist. „Das habe ich meinen Teamkollegen, allen voran Manuel Schäffler, zu verdanken. Er hat mir hier am Anfang sehr geholfen. Deswegen geht es mir von Tag eins an sehr gut", berichtet der Torjäger. Mit seiner Familie und seinen Freunden aus der Heimat hat er viel telefonischen Kontakt. Und natürlich hat ihn eine Delegation aus Braunschweig zum Heimspiel des SVWW gegen Eintracht Braunschweig in Wiesbaden besucht. In dieser Partie stand Kyereh übrigens, wie so oft, goldrichtig und erzielte in letzter Minute den 3:3-Ausgleich.
„Er hat sehr große technische Fähigkeiten und eine ordentliche Geschwindigkeit. Er ist für jeden Gegenspieler unangenehm, weil er sehr beweglich ist", nennt Trainer Rehm die Stärken des 1,79 Meter großen Stürmers. Arbeiten müsse Kyereh noch an der „letzten Entscheidungsfindung" und seinem Defensivverhalten.
