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"Denk ich an Deutschland, dann sehe ich schwarze Regenschirme"

"Gastarbeiter“ hießen sie im Westen, „Vertragsarbeiter“ im Osten. Bezeichnungen,
die in beiden deutschen Staaten ausdrückten: Diese Menschen waren zum
Arbeiten gekommen und sollten nach dem Ende ihres Vertrags wieder gehen. So reisten zwischen 1955 und 1973 rund 14 Millionen solcher „Gäste“ in die Bundesrepublik

– vor allem aus Italien, der Türkei und Griechenland. Mehr als elf Millionen kehrten tatsächlich in ihre Heimatländer zurück. In der DDR lebten 1989 knapp 94000 Vertragsarbeiter, die meisten aus Vietnam, Mosambik und Kuba. Doch was als Provisorium begann, wurde für viele ein ganzes Leben. Längst fühlen sie sich in Deutschland zu Hause – und sind doch lange Ausländer geblieben.


Das ändert sich nun, wenn die Bundesregierung in diesen Tagen ein neues Staatsbürgerschaftsrecht verabschiedet. Wer als Nicht-EU-Bürger Deutscher werden will, muss dann nicht mehr seinen alten Pass abgeben. Außerdem soll für alle, die 67 Jahre oder älter sind, der bisher verpflichtende schriftliche Sprach- und der Einbürgerungstest wegfallen. Die Einbürgerung zu erleichtern erkenne die Lebensleistung dieser „sogenannten Gastarbeitergeneration, deren Integration lange Zeit nicht unterstützt wurde“ an, so steht es im Koalitionsvertrag. Mehr als 800000 Menschen ab 67 leben seit mindestens fünf Jahren in Deutschland, haben aber keinen deutschen Pass. Die meisten kommen aus ebenjener Gastarbeitergeneration. Fünf von ihnen erzählen hier vom Ankommen und Arbeiten in Ost- und Westdeutschland, von ihren Träumen, Zielen und Enttäuschungen – und sie stellen sich der Frage, ob sie jetzt Deutsche werden wollen.


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