Moritz Elliesen

Journalist | Internationale Politik und Wirtschaft | Redakteur epd

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Sahelexperte: Abzug Frankreichs gefährdet auch Bundeswehr in Mali

Frankfurt a. M., Bamako. Durch den Abzug Frankreichs wird es nach Einschätzung des Sahelexperten Ulf Laessing auch für deutsche Soldaten in Mali gefährlicher. „Die Sicherheitslage wird sich verschlechtern", sagte Laessing, der das Regional­programm Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung leitet, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. „Das macht den Einsatz gefährlicher." Beispielsweise könnten ausschließlich französische Truppen Kampfhubschrauber schicken. Auch der Flughafen in Gao, in dessen Nähe sich das Camp Castor der Bundeswehr befindet, werde von französischen Soldaten geschützt.


Gemeinsam mit europäischen Partnern verkündete Frankreich am Donnerstagmorgen das Ende der Antiterrormissionen Barkhane und Takuba in Mali. Die Bundeswehr hat im Rahmen der UN-Blauhelmmission Minusma und des EU-Ausbildungseinsatzes EUTM etwa 1100 Soldatinnen und Soldaten in Mali stationiert. Die geltenden Bundeswehrmandate dafür laufen Ende Mai aus. Laut Laessing könnten deutsche Soldaten nach dem Abzug Frankreichs wegen der Sicherheitslage das Camp kaum noch verlassen, weil sie bei Angriffen auf französische Unterstützung angewiesen seien. Damit wäre der Einsatz aber nur noch wenig effektiv, sagte der Experte der CDU-nahen Stiftung.


Hintergrund des Abzugs Frankreichs sind die wachsenden Spannung mit der Übergangsregierung, die nach einem Militärputsch im Mai 2021 an der Macht ist. Islamistische Gruppen in Mali würden durch den Rückzug wieder stärker werden, warnte Laessing. Er rechne zwar nicht damit, dass sie das ganze Land kontrollieren, „aber sie werden aktiver". Frankreich habe den Abzug „nicht durchdacht", sagte er. Auch die russischen Söldner des Kreml-nahen Wagner-Konzerns in Mali hätten dadurch mehr Spielraum. Es sei aber nicht klar, ob Russland sich langfristig im Land engagieren wolle oder nur darauf ziele, den Westen zu spalten.


Auch die Umsetzung von Entwicklungsprojekten werde nach dem Abzug komplizierter, sagte Laessing. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) könne bereits jetzt wegen der angespannten Sicherheitslage Projekte in Teilen des Landes nur mit dem Schutz der Bundeswehr besuchen. Dabei sei die Bekämpfung der Armut zentral. Denn viele Menschen würden erst dadurch islamistischen Gruppen in die Arme getrieben.

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