Mona Linke

Freie Journalistin, Berlin

16 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Was hilft gegen das Ruhestandsloch?

Foto: Foto Unsplash / Matt Bennett

Sollte das hier nicht mal ein Ende haben? Stellt man Hein Hilke diese Frage, schüttelt er den Kopf. Aber darüber nachgedacht hat er bestimmt schon mal? "Nicht ernsthaft", sagt er. Und man fragt sich, ob man ihn dafür beneiden oder bedauern sollte. Es ist ein Samstagmorgen in einem ostdeutschen Gewerbegebiet. Hein Hilke steht im Hinterzimmer eines Getränkemarkts, umhüllt vom Qualm seiner Zigarette. Das Leben hat seinen Rücken runder, die Figur schmächtiger gemacht. Doch rattert ein Einkaufswagen durch die Ladentür, huscht Hilke mit dem Elan eines 20-Jährigen zurück auf die Verkaufsfläche.


Hein Hilke ist 77 Jahre alt und zwölf davon in Rente, zumindest theoretisch. Denn praktisch steuert er immer noch mehrmals die Woche den Getränkemarkt an, wenn es sein muss, auch um fünf Uhr morgens. Parkt seinen Kombi direkt vor dem Laden wie schon vor 30 Jahren. Hilke hat den Markt einst geleitet, heute arbeitet er als Aushilfe. Am Geld liegt es nicht: Seine Rente ist hoch genug, um für alle Zeiten die Füße hochlegen zu können. Doch er klammert sich an seine Arbeitsstelle. Denn er meint zu wissen, was ihm nach dem endgültigen Übertritt in den Ruhestand blüht: »Zu Hause wartet doch nur der Tod.«

Zum Original