Arena Filmtheater
Außenansicht des Arena Filmtheaters im Jahr 1974, gespielt wurde zu der Zeit „Das Festival des phantastischen Films“. Aufgrund der kleinen Größe ist das Kino für stark besuchte Filmfestivals nicht geeignet, dafür finden aber zahlreiche andere Sonderveranstaltungen statt: Neben der „Tschechischen Filmwoche“ zeigt das Kino einmal im Monat einen Tschechischen Film in Originalsprache mit Untertiteln. Des Weiteren gibt es Regie-Gespräche, Previews oder kleine Premieren.Das Kino ist klein und zeigt regelmäßig selten gespielte Film-Juwelen, die Vorstellungen sind oft schnell ausverkauft. Reservieren oder frühzeitig da sein, empfiehlt sich deshalb. Der Vorraum erinnert an ein winziges Café, in dem man aufgrund des überschaubaren Platzes schnell mit anderen Filmfans ins Gespräch kommen kann. In einem kleinen Nebenraum namens „Séparée“ findet der interessierte Besucher Flyer, Broschüren und Film-Tipps in DVD-Form.
Vor zwei Jahren feierte das Kino seinen 100. Geburtstag, das Alter sieht man ihm aber nicht an: Nach dem Umbau und der Renovierung im Jahr 2006 finden Besucher im Arena zwei Säle, einen mit 64 und einen mit 38 Plätzen. Beide sind mit modernsten Sony-4K-Projektoren und Dolby-5.1-Soundanlagen ausgestattet. Vor dem Umbau besaß das Kino einen langgezogenen Kinosaal mit 107 Sitzplätzen.
Interview Markus Eisele, Betreiber des Arena Filmtheaters:
Herr Eisele, was tut sich aktuell in der deutschen Kinobranche, im Speziellen in der Münchner Gegend?
Markus Eisele: Immer wieder geistert das Wort „Kinosterben" durch die Medien. Das ist interessant, denn zeitgleich entstehen - gerade rund um München - an jeder Ecke neue Kinos, meist Multiplexe. Die Besucherzahlen in den Kinos sind stabil. Sowohl im Mainstream als auch im Arthouse-Bereich, wenn nicht sogar leicht steigend. Wenn man nicht einiges falsch macht, kann man also durchaus positiv in die Zukunft schauen. Allerdings sind mit einer anderen Nutzung von Immobilien oft größere Gewinne möglich, sodass doch immer mal wieder ein Innenstadtkino zugunsten eines Clubs oder eines Supermarktes aufgeben muss.
Eisele: Ich finde es interessant, wenn ein Regisseur nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern diese auch filmisch originell umsetzt. In diesem Punkt schafft Regisseur Danny Boyle regelmäßig ein Gesamtkunstwerk, deshalb ist er einer meiner absoluten Favoriten. Mein Lieblingsfilm von ihm ist aber nicht etwa „Trainspotting" sondern "A life less ordinary".
Welcher aktuelle Film hat Sie besonders beeindruckt?
Eisele: „Her" von Spike Jonze. Diese Vision einer nicht allzu fernen Zukunft mit all den kleinen Details ist realistisch und damit absolut erschreckend. Das Spiel von Joaquin Phoenix in Verbindung mit der Stimme von Scarlett Johansson - das ist ganz großes Kino!
Cadillac & Veranda Kino
Der Münchner Klatsch-Journalist Michael Graeter eröffnete das Kino 1986, im Jahr 2008 übernahm es die Movieplace Kinobetriebs GmbH. Heute weist in der Dunkelheit ein sechs Meter hohes und fünf Meter breites Neonlogo den Weg zum Eingang des Kinos. Die Filme werden in den vollklimatisierten Sälen mit digitalen Christie-Projektoren an die Leinwand projiziert, Dolby-Digital-Ton inklusive. Das Kino erhielt 2010 den Kinoprogrammpreis der Stadt München und wurde drei Jahre in Folge von Moviepilot zum Lieblingskino gewählt.
Der Name des Kinos kommt nicht von ungefähr, im Foyer steht ein knallroter Original-Cadillac aus den 50er Jahren und ist wie ein Diner gestaltet. Hollywood-Gefühl mitten im Arabellapark: Charlie Chaplin grinst dort den Besuchern entgegen und eine lebensgroße Superman-Figur wacht über das Geschehen. Sonderveranstaltungen im Cadillac & Veranda sind Previews einmal im Monat sowie die „Exclusiv für Ladies"-Vorführungen. Für Privat- oder Firmenevents kann das Kino inklusive Wunschfilmprogramm und Catering auch gemietet werden.
Der große Kinosaal mit 198 Sitzplätzen namens „Cadillac" gleicht einem Cadillac-Innenraum, jedes Detail wie die Fensterkurbel, das Armaturenbrett, das Lenkrad und der wohl größte Autorückspiegel der Welt sind handgefertigt - ein Künstler bemalte die Wände. Die Wände und die Decke des kleineren Saals „Veranda" mit 99 Plätzen schmücken Motive, die dem Besucher suggerieren, er säße auf einer amerikanischen Veranda.
Interview Andrés Kiss, Assistent der Theaterleitung
Was sind aktuell wichtige Themen in der deutschen Kinobranche?
Andrés Kiss: Die Digitalisierung: Für Kinos, die nicht in der Lage sind, in Digitaltechnik zu investieren, wird der Spielbetrieb seit dem Sommer 2013 immer schwieriger. Bis Sommer 2014 sollte der Prozess der kompletten Digitalisierung abgeschlossen sein. Kinos, die es bis zu diesem Zeitpunkt nicht geschafft haben, auf digitale Projektion umzusteigen, müssen aufgrund des Endes der 35mm-Filmkopie schließen. Ein weiteres Thema sind die 3D-Drucke der Verleiher: Gewisse Verleiher geben Filme im Bundesstart ausschließlich mit 3D-Kopien frei. So können Kinos, die kein 3D-Prjektionssystem besitzen oder haben möchten, diese Filme nicht zeigen. Generell ist der Trend bei einigen Verleihern zu Stereo-3D deutlich größer geworden.
Kiss: Mein Lieblingsregisseur ist Quentin Tarantino, weil er kreative Ideen immer gut umsetzt und perfektionistisch an seinen Filmen arbeitet.
Welcher aktuelle Film hat Sie beeindruckt?Kiss: Die Verfilmung von „Drecksau" war meiner Meinung nach eine sehr gelungene Buchadaption.
Cinema
Bei der Eröffnung des Cinema Filmtheaters am 23. Oktober 1954 begrüßte ein Elefant aus dem Circus Krone die ersten Kinobesucher vor dem Eingangsbereich. Seitdem hat das Kino viele Entwicklungen durchlebt - heute ist es eines der wenigen Kinos in München, das Filme in der Originalversion ohne Untertitel zeigt. Weitere besondere Programmpunkte sind Live-Übertragungen aus berühmten Opernhäusern via Satellit und das Fantasy Filmfest einmal im Jahr.
Als Dr. Dieter Buchwald das Cinema im Jahr 1975 als Betreiber übernahm stand das Kino schon so gut wie vor dem Aus. Originelle Programm-ideen wie die „Sneak Preview" oder das „Non-Stop-Kino" bewahrten das Kino vor der Schließung. Ende der 80erJahre waren eine komplett neue Programmierung kombiniert mit einem Umbau für ein größeres Foyer der Schlüssel zum anhaltenden Erfolg. Touristen, Studenten und englischsprachige Kinogänger schätzen die bessere Tonqualität einer Original-Version, so wie einige berühmte Persönlichkeiten: Produzent Bernd Eichinger war Stammgast des Kinos, aber auch Kameramann Michael Ballhaus sowie internationale Stars wie Cher, Pink oder Bryan Adams wurden schon an der Kinokasse gesichtet.
Das Ein-Saal-Kino mit Balkon besitzt 411 gemütliche Sesselplätze und seit 2006 eine digitale Projektion, die 4K- und HFR-fähig ist, sowie eine Dolby-7.1-Soundanlage. Den aktuellen Trend zum Luxuskino hat das Cinema auch schon umgesetzt: Der Balkon ist als Edelabteilung mit breiteren Ledersesseln und mehr Beinraum ausgestattet. Der Preis für den erhöhten Komfort ist moderat: Drei Euro mehr als ein normales Ticket im Parkett kostet der Besuch des Luxusbereichs.
Welche Anekdoten seit 1975 sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Dieter Buchwald: Unseren Durchbruch in den 70ern haben wir einem Rolling-Stones-Konzert auf dem Olympia-Gelände zu verdanken. Dort verteilten wir 10.000 Handzettel mit unserem Wochenprogramm. Ab dem Zeitpunkt war unser Kino bekannt und immer gut besucht, davor hatten wir pro Tag gerade mal 25 Besucher bei 530 Sitzen pro Vorstellung. Mit einer zweiten Aktion schafften wir es sogar in die Bild-Zeitung: Da unsere damalige Holzbestuhlung immer mal wieder während den Vorstellungen zusammengebrochen ist, wollten wir sie gegen eine andere austauschen. Damit die Entsorgung der alten nichts kostete, haben wir sie verschenkt. Da so etwas zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich war, titelte die Bild über uns: „Kino verschenkt Kinostühle". Daraufhin gab es vor unserem Kino einen riesigen Andrang von VW-Bussen, die Leute montierten sich die Stühle ab und der Saal war innerhalb von fünf Stunden leer. Neben den gesparten Entsorgungskosten war es auch eine gute PR-Aktion für uns.
Welchen Kultfilm sehen Sie immer wieder gerne?
Buchwald: Monty Python's „Das Leben des Brian" bereitet mir immer wieder Freude. Den Film haben wir jahrelang bei uns im Kino freitagabends in der Spätvorstellung gespielt.
Filmtheater Sendlinger Tor
Mit den einzigartigen handgemalten Filmplakaten über der Kinokasse ist der Eingang des Kinos direkt am Sendlinger Tor nicht zu übersehen. Kinobetreiber Fritz und Christoph Preßmar zeigen Filme, die sie vorab gesehen haben und für sie eine gewisse Qualität aufweisen: Arthouse-Filme, Literaturverfilmungen, gehobene Mainstream-Filme oder traditionsreiche Filmreihen wie beispielsweise „James Bond". Reine Effekt-Filme ohne anspruchsvollen Inhalt wird man im Programm nicht finden.
Carl Gabriel, Pionier der Münchner Kino- und Filmgeschichte, erbaute 1913 den ersten repräsentativen Theaterbau am Sendlinger-Tor-Platz. Das historische Drama „Die Herrin des Nils" - ein Stummfilm über das Leben Cleopatras - eröffnete die Sendliger-Tor-Lichtspiele. Gabriel verschickte goldbedruckte Karten an ausgewählte Gäste als Einladung zur Premiere.
1946 übernahm Fritz Preßmar senior das leicht kriegsbeschädigte Kino, bis zu diesem Zeitpunkt diente es unter dem Namen „Central-Theater" als Soldatenkino. Als „Filmtheater Sendlinger Tor" eröffnete er es für die Zivilbevölkerung wieder, heute arbeitet schon die dritte Generation der Familie Preßmar im Kinobetrieb. Die Filme projiziert das Kino mit einem HFR-fähigen Digital Cinema Projektor und einem 6-Kanal-Dolby-Digitalton auf eine 50 m² große Leinwand, insgesamt 400 gemütliche Sessel im Parkettbereich und auf dem Balkon mit großzügigen Reihenabständen stehen Besuchern zur Verfügung.
Interview mit Christoph Preßmar, Kinobetreiber des Filmtheaters Sendlinger Tor
Wer ist Ihre liebste Persönlichkeit der Filmbranche?
Christoph Preßmar: Mein Vater. Weil er seit über 40 Jahren das Kino erfolgreich leitet, trotz vieler Widrigkeiten. Er hat das Kino zu einer Münchner Institution gemacht.
Welcher aktuelle Film der letzten drei Jahre hat Sie besonders beeindruckt und warum?
Preßmar: Viele Filme - unter anderem „Ziemlich beste Freunde", da hier wieder sehr viele Nicht-Kinogänger seit Jahren wieder den Weg ins Kino gefunden haben. Darüber hinaus „Silver Linings" und „King's Speech".
Preßmar: Die Digitalisierung war das große Thema der letzten Zeit, jetzt stehen andere Investitionen an - beispielsweise in den Bereichen „Energieeffizienz" oder „Ticketloser Kartenverkauf". Konkret beschäftigt uns auch der Kampf um den Erhalt des Kinos, da der Hausbesitzer mehr Rentabilität von uns fordert.
Werkstattkino
Im Jahr 1974 hatte Rainer Pongratz im Wirtshaus „Fraunhofer" eine Vision: Aus seiner Kellerwohnung, an welche die Kegelbahn der Gaststätte angrenzte, sollte ein Kino werden. Nach umfassenden Umbauten des Gründerteams eröffnete das Werkstattkino im April 1976, Pongratz wohnte noch ein Jahr lang weiter im Vorführraum. Bis heute hat sich das Kino das „ungewöhnliche" und „andersartige" Charisma aus seiner Entstehungszeit bewahrt.
Werkstattkino-Programm lässt sich in keine Beschreibung pressen, sondern ist „Anything goes": Es besteht aus Kultfilmen, neuen Arthouse-Juwelen, Filmemacher- und Schauspieler-Reihen, aber auch aus Trash- und Erotikfilmen längst vergessener Zeiten. Die extreme Programmvielfalt ergibt sich daraus, dass jeder der vier Betreiber nach eigenen Geschmackskriterien die Filmauswahl treffen darf. Das Kino besitzt fast 1.000 eigene Filmkopien, darunter das Gesamtwerk des Filmemachers Jörg Buttgereit. Sonderveranstaltungen sind unter anderem das jährliche Kurzfilmfest „Bunter Hund" und das „Comic-Café".
Das Werkstattkino hat rund 60 Sitzplätze. Wem bei der Vorführung eines Films modernste Projektionstechnik, Surround-Sound und Popcorn das Wichtigste sind, ist hier im falschen Kino. Besucher, die alternativen Content und die Underground-Szene mögen, werden nach dem Abstieg in den Keller und einem Bier aus dem Kasten neben dem Kassentisch das individuelle Kino-Höhlenerlebnis ohne Massenabfertigung genießen. Und ganz besondere Filme sehen und keine Werbung über sich ergehen lassen müssen.
Interview mit Bernd Brehmer, Betreiber des Werkstattkinos
Welche Regisseure schätzen Sie und welche Filme sind Ihre Favoriten?
Bernd Brehmer: Ich mag Michelangelo Antonioni, sein bester Film ist für mich „Der Schrei". Von Alfred Hitchcock schätze ich sehr „North by Northwest" (Der unsichtbare Dritte). Die Filme altern mit mir gemeinsam. In beiden entdecke ich circa alle zehn Jahre etwas Neues, was mir bisher entgangen war - oder ich nicht erkennen konnte, weil ich zu jung oder unerfahren für diese Aspekte war.
Welcher aktuelle Film hat Sie besonders beeindruckt und warum?
Brehmer: „Gravity", weil er trotz amerikanischer Mainstream-Verhältnisse, zweier US-Superstars und der gehypten 3D-Optik unglaublich intim, unaufdringlich und im besten Sinne „klein" ist.
Was tut sich aktuell in der deutschen Kinofilm-Landschaft?
Brehmer: Eine Ausnahme in der Kinolandschaft ist für mich „Kreuzweg". Es ist ein selbstreferentielles Werk, das an den Kinokassen null Chance hat - aber das Ansehen des sogenannten „Deutschen Filme" international ein wenig voranbringen könnte.
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