Miriam Khan

Online-Redakteurin, Hamburg

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Megastar Rihanna in Hamburg: Erfolg wurde ihr langweilig

Der US-Produzent Evan Rogers urlaubt 2003 mit seiner Frau auf Barbados, als er von einer lokalen Teenie-Band hört. Ein junges Mädchen mit einer angeblichen Wahnsinns-Stimme sei dabei. Die drei Mädels werden zum Vorsingen eingeladen. „In dem Moment, als Rihanna reinkam, dachte ich nur: ,Wenn dieses Mädchen singen kann, dann - heilige Scheiße!'", sagt Evans später über dieses Casting. „Sie kann bestimmt nicht singen. Die Hübschen können nie singen." Doch er liegt falsch... 


Robyn Rihanna Fenty, so ihr bürgerlicher Name, beeindruckt den Produzenten so sehr, dass er sie für den nächsten Tag noch einmal einlädt - ohne ihre Freundinnen. 15 ist Rihanna damals. Ein Jahr später fliegt sie mit ihrer ersten eigenen Single im Gepäck, „Pon de Replay", nach New York. Denn auch Hip-Hop-Mogul Jay Z hat mittlerweile von der talentierten Barbadierin gehört. Er ist damals Chef des Labels „Def Jam". Rihanna singt vor - und bekommt noch an Ort und Stelle einen Plattenvertrag.

Zwölf Jahre später ist die 28-Jährige ein Weltstar: 23 Top-Ten-Hits als Solo-Künstlerin, elf davon landeten auf Platz 1 - sie ist die einzige, der dieses Kunststück in den USA bislang gelungen ist. Das „Billboard"-Magazin erklärt 2012, „RiRi" sei die erfolgreichste Künstlerin der letzten 20 Jahre. Vom „Esquire" wird sie zur „Sexiest Woman Alive" gewählt.

In ihrer Heimat Barbados ist man so stolz auf den wohl bekanntesten Export-Schlager, dass man ihr zu Ehren extra einen Feiertag einführt: den „Rihanna Day" am 21. Februar. Doch das ist ihr plötzlich alles egal. Rihanna macht auf anti. Kommerz? Interessiert sie nicht mehr.

Vier Jahre lang hat sie keine Platte veröffentlicht. Am 28. Januar erscheint dann das Album „Anti" - ohne Ankündigung. Einen Tag lang können Fans ihre neuen Songs beim Streamingdienst „Tidal" (der gehört Jay Z) kostenlos downloaden. Ob das wirklich, wie von ihr behauptet, ein Versehen war oder nicht, darüber wird immer noch diskutiert.

Und auch die Songs klingen anders: Flotte Karibik-klänge und poppige Ohrwürmer sucht man vergebens. Nur „Work" schaffte es bisher auf die vorderen Chart-Plätze. Statt sexy ist sie jetzt eher auf Krawall gebürstet. Das Cover der neuen Platte zeigt sie im strengen, hochgeschlossenen Anzug mit wirr abstehenden Rastazöpfchen. Was steckt hinter der Verwandlung?

Das immer wiederkehrende Pop-Schema langweile sie, sagte Rihanna kürzlich der „Vogue". „Ich wollte nichts machen, bloß weil es sich gut verkauft oder weil ich es schon immer gemacht habe. Ich wollte, dass es so wird, wie ich wirklich bin."

Am 12. März startete die 28-Jährige dann ihre „Anti World Tour". Geplant sind 73 Konzerte weltweit, 32 davon in Europa. Doch auch die Tournee lief schleppend an. Viele ihrer Konzerte sind nicht ausverkauft; in Hamburg gingen bislang erst 34.000 Tickets über den Ladentisch. Zum Vergleich: Bei Coldplay, die ähnliches Kaliber haben, war der Volkspark in wenigen Minuten restlos ausverkauft. 45.000 Karten gab es damals!

Die, die am Sonnabend ins Stadion kommen, dürfen sich aber dennoch auf eine fulminante Show freuen. Ihre Hits kennt jeder - entsprechend dürfte die Mitsing-Garantie hoch sein.

In Toronto und Manchester gab es außerdem eine Überraschung für die Fans: On/Off-Freund Drake stand für drei Songs mit Rihanna auf der Bühne. Der US-Sänger hatte „RiRi" 2009 nach der Prügel-Attacke von Ex Chris Brown aufgefangen. Später trennten sie sich jedoch wieder. Jetzt wird den beiden ein Liebes-Comeback nachgesagt. Man kann halt nicht immer „anti" sein... 


Volksparkstadion: Sonnabend, ab 19 Uhr, Sylvesterallee 7, 68-128 Euro

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