Richard Gress: Ich habe schon in der Wildnis gelebt, bevor ich mit dem Filmen begonnen habe. Davor hatte ich eine sehr lange Zeit bei Naturvölkern verbracht. In der Wildnis muss man sich auf viele Gefahren einstellen, aber mit der Zeit wird man gelassener. Es ist nicht so wie es manchmal in Dokus oder Filmen gezeigt wird, dass man ständig unter Strom steht, weil überall Gefahr droht. Wenn es so wäre, würde man in der Wildnis verrückt werden. Man nimmt einfach die Gefahren hin - so wie die Naturvölker, die ständig in diesen Regionen leben. Diese Menschen wissen, dass es in einigen Wochen vorbei sein kann. Aber sie leben im Augenblick und lernen mitunter, mit solchen Gefahren besser umzugehen als wir in der Zivilisation.
Hatten Sie schon mal eine Situation, die Sie aus der Haut fahren ließ?In lebensgefährlichen Situationen reagiere ich grundsätzlich eher gelassen, das war schon in der Kindheit so. Das ist ein großer Vorteil in der Wildnis. In ganz extremen Situationen werde ich niemals panisch, sondern eher völlig konzentriert. Ich überlege mir, was die beste Möglichkeit wäre, aus der brenzligen Situation heraus zu kommen. Mit diesen Gedanken bin ich so beschäftigt, dass ich die Gefahr gar nicht wahrnehme. Das wird mir erst hinterher bewusst.
Was war das schlimmste oder gefährlichste, was Sie erlebt haben?Ich habe einmal eine Krokodil-Attacke überlebt. Das Reptil griff mich an, als ich durch einen Fluss schwamm. Auch Schießereien zwischen zwei Stämmen aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen gehören zu den bislang heikelsten Situationen, in die ich hineingeraten bin.