Mirella Sidro

freie Journalistin, Augsburg

8 Abos und 2 Abonnenten
Artikel

David Bowie in Berlin: Tür an Tür mit Bowie

Berlin hat ihn wieder! In den Siebzigern war David Bowie Bewohner der Stadt, er ließ sich von ihr inspirieren und schrieb hier seine Alben „Low", „Heroes" und „Lodger". Es wundert nicht, dass die Multimedia-Ausstellung, die seinen Namen trägt, nach ihrem Debüt im Londoner Victoria-and-Albert-Museum ihren nächsten Halt im Berliner Martin-Gropius-Bau macht.

Der Stopp in Berlin zählt zu den Höhepunkten der Tournee. Die gemeinsamen Fotos von David Bowie mit Iggy Pop, die hier Tür an Tür wohnten, kennt man. Jetzt sind erstmals 60 zusätzliche Fotografien und Exponate ausgestellt aus der gemeinsamen Berliner Zeit. Bowie umarmt Iggy Pop hier, die Schlüssel zu seiner Wohnung in Schöneberg da. Eine Karte vom Berliner ÖPNV-Netz zeugt von Bowies Sympathie fürs Bahnfahren - er genoss die Anonymität der Stadt. Die Berliner Schau macht Bowie greifbar, real, normal. Er ist einer von uns und doch so groß.

Mit Marlene Dietrich, der letzten deutschen Diva von Weltrang, drehte Bowie den Kinofilm „Schöner Gigolo, armer Gigolo". Sie waren Seelenverwandte, sie war sein Vorbild. Während der Dreharbeiten schrieben sie sich Briefe. Zum ersten Mal können sie gelesen werden in Berlin, dem Entstehungsort von Bowies Zeilen. "Schöner Gigolo, armer Gigolo" war der letzte Film, den die Dietrich drehte, bevor sie sich für immer aus der Öffentlichkeit zurückzog.

I will be king, you will be Queen"

Die Ausstellung, die Musik, die Atmosphäre ergreifen. Die ausgestellten Kostüme, 60 an der Zahl, die David Bowie bei seinen Konzerten trug, wirken noch immer skurril, faszinierend, und doch haben sie Sinn. Er arbeitete mit dem jungen Alexander McQueen oder mit Kansai Yamamoto. Je näher man dem großen Bowie kommt in der Schau, umso mehr überrascht es, wie klein und schmal er eigentlich ist.

Die Musik begleitet den Besucher. Auf Leinwänden laufen Konzerte oder Interviews. Traum oder Realität, die Grenzen verwischen. Egal. Fühlt sich gut an. Die audiovisuelle Inszenierung führt in eine andere Sphäre. Bowie singt, er redet. Und er ist präsent. Wo der Besucher auch steht, über die Kopfhörer ertönt der passende Sound. Keine Nummern, die eingegeben werden müssen. Keine Ablenkung. Die Technik lässt einen treiben.

Die Reise ist jäh zu Ende, wenn man durch den Ausgang der Ausstellung tritt. Die Zeitmaschine spuckt den Besucher in der Gegenwart aus. Aber der Traum geht weiter: "I will be King, you will be Queen."

David Bowie in Berlin

Die Ausstellung "David Bowie" Berliner Martin-Gropius-Bau wurde um zwei Wochen verlängert und läuft jetzt noch bis zum 24. August 2014. Weitere Infos unter: www.davidbowie-berlin.de

Zum Original