Punktlandung. Oder anders. Thilo Bock hat Timing bewiesen. Tempelhofer
Feld kommt zur Zeit, da die Zukunft des Areals Gestalt annimmt. Der
Untertitel – ein Freiluft-Roman – ist gut gewählt: Nicht nur, da die
Handlung ohne geschlossene Räume auskommt. Der Ur-Berliner hat ein stimmiges
Verfahren gefunden, um sich dem eigentlichen Protagonisten der Handlung
anzunähern. Tempelhofer Feld ist eine literarische Topographie, die
Inszenierung eines deutungsoffenen Ortes und Mobilisierung seines historischen
Indexes.
Katalysator der Geschichte ist die Verliebtheit des vierzigjährigen Sven zur jüngeren Luis, die den in einer langjährigen Beziehung stehenden Bibliothekar überkommt und magisch in die unbestimmte Weite des Feldes zieht. Dieses wird zur Bühne eines Sehnsuchts-Spiels. Das Eintauchen in den Ort wird erlebt als Starten und Landen von Hoffnungen und vergessenen Dramen. Sven durchlebt hier einen ganzjährigen Nachsommer der Jugend. Das Gefühl für den Weg, hinter ihm liegt, verknüpft sich mit halluzinatorischen Déjà-vus kollektiver Geschichte. Die Ungeschriebenheit der Zukunft verwandelt sich in eine Suche nach Heimat, verstanden als Frage nach dem gewollten Leben. Der Blick des Erzählers schweift, sammelt, bringt manche Impressionen zur Deutlichkeit eines Verweises, der rasch erlischt und doch Spuren hinterlässt. Bock verwendet eine klare Sprache, in lockerer Assoziationsfolge fügen sich die emotionalen Bildpunkte der Erzählung zu einem opaken Ganzen. Das ist ein weites Feld.