Was da rennt durch Nacht und Wind, ist das Mordopfer, es rennt geschwind. Foto: Berliner Zeitung/Mike Fröhling
Grau liegen die Berliner Straßen jetzt, Nebelschwaben wabern durch Brandenburg. Hinter der nächsten Ecke könnte das Verbrechen lauern. Der Herbst ist nicht nur die ideale Lesezeit. Mit seiner düsteren Stimmung scheint er auch Verbrechen und Mord den blutroten Teppich auszurollen. Beste Bedingungen also, die Verbindung von Literatur und Laster zu feiern: Zum fünften Mal lädt der Krimimarathon in die Welt des literarischen Verbrechens. Und da Mord und Totschlag bekanntlich kein spezifisch Berlinerisches Phänomen sind, ist erstmals auch Brandenburg Tatort.
Zwischen dem 19. und dem 23. November widmen sich 62 Veranstaltungen blutigen Begegnungen und den Untiefen des menschlichen Charakters. Und wegen des Erfolgs des Festivals in den vergangenen Jahren finden sich 2014 erstmals auch Tatorte in Brandenburg. Wie das Festival, so erfreut sich auch das Krimi-Genre, nicht zuletzt dank der skandinavischen Einflüsse, immer größerer Beliebtheit.
Für jeden Geschmack und Etat
Neben der diebischen Freude am fiktionalen Verbrechen, die sich, wenn gelungen, zum Mordsspaß steigert, könnte ein Grund dafür sein, dass der Krimi ein Stück Popkultur ist. Aktuelle Themen und gesellschaftliche Tendenzen werden mit Spannung und Unterhaltung aufgeladen.
Die Leserschaft, die das Genre regelmäßig auf die vorderen Plätze der Bestsellerlisten hebt, erfreut sich mittlerweile ebenso selbstverständlich an Regional- oder Politkrimis, am historischen Krimi oder der humorvollen Variante. Und für den lesenden Nachwuchs gibt es altersgerechte Kinder- und Jugendkrimis. Was für derartige Vielfalt steht und auf große Nachfrage stößt, ist salonfähig: In diesem Jahr unterstützt der Berlin-Brandenburger Börsenverein des Buchhandels das Festival und gliedert es an das Lesefestival „Stadt. Land. Buch an.“ Apropos Salon: Vielfältig sind auch die Tatorte und deren Ambiente – Lesungen finden statt in Buchläden, Bibliotheken, Restaurants, Hotels, Theatern oder Museen. Die Preise für die Veranstaltungen des dezentralen Festivals variieren, zwischen der kostenlosen Lesung im kleinen Buchladen und dem Krimi-Revue-Dinner im Angleterre Hotel mit 4-Gänge-Menü für 79 Euro ist für jeden Anspruch und Etat etwas dabei.
Zu den Highlights des Festivals zählt die Eröffnungsfeier am Vorabend des Festivals in der Hessischen Landesvertretung, auf der Starautor Dietrich Faber aus seinen Bröhmann-Krimis liest. Außerdem präsentiert am 18.11. der Kölner „Tatort“-Kommissar Dietmar Bär den Thriller „Blut will reden“ von Walter Kirn, in dem dieser seine wahren Erlebnisse mit dem legendären Hochstapler und verurteilten Mörder Clark Rockefeller aufarbeitet. Dietmar Bär ist übrigens nicht der einzige Kommissar am Tatort – Schauspieler Jochen Senf ist Star der szenischen Lesung im Hotel Savoy.
Zu den weiteren Höhepunkten gehören unter anderem die Lesungen von Thomas Knauf („Der Golem vom Prenzlauer Berg“), Polit-Krimiautor Oliver Bottoni („Ein paar Tage Licht“), das Dinner zum Gourmetkrimi „Unglückskeks“ von Ella Danz, die Lesung von Gisa Paulys Sylt-Krimi „Strandläufer“ im Fernsehturm und natürlich die Krimipreisträgerlesung am 23. November: Die Preisträger des diesjährigen Deutschen Krimipreises, Matthias Wittekind („Ein Licht im Zimmer“), Robert Hültner („Tödliches Bayern“) und Zoë Beck („Brixton Hill“) lesen im Kriminaltheater.
Dass Thriller auch mitunter eine sehr humorvolle Komponente aufweisen können, beweisen die Bestseller-Autorinnen Frau Freitag und Fräulein Krise, die mit ihren schwer zu bändigenden Berliner Schülern auf Klassenfahrt in einen Mordfall schlittern.
5. Berliner/Brandenburger Krimimarathon, 19. bis 23.11.2014, Programm, Tickets und Orte unter www.krimimarathon.de
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