Es war
ein besonderer Moment auf der Aktionärs-Hauptversammlung des
ThyssenKrupp-Konzerns Anfang Februar im Bochumer Kongresszentrum.
Eine Frau mit schwarzem Tuch um die Stirn tritt ans Rednerpult.
Gülseren Dalip hat einen traurigen Blick. Sie hält das Bild ihres
verstorbenen Sohnes in den Händen.
Ihr Sohn
Refat Süleyman ist vor anderthalb Jahren auf dem Gelände des
Stahlwerks in Duisburg gestorben. Er war 26 Jahre alt, hinterließ
eine Frau und zwei kleine Kinder. Der Leiharbeiter stammte aus
Bulgarien. Nach allem, was zu dem Fall bekannt ist, stürzte er in
ein Schlacke-Öl-Becken und ertrank dort.
Der Fall Refat Süleyman sorgt in der bulgarischen Community in Duisburg nach wie vor für Unmut. Er stehe sinnbildlich für ein System, bei dem auf die Arbeitsbedingungen derjenigen, die auf der untersten Stufe der Betriebshierarchie stehen, nicht geachtet werde. Mit tödlichen Folgen.
ThyssenKrupp beteuert nun, Leiharbeit gehöre zunehmend der Vergangenheit an. Über eine Betriebsvereinbarung solle diese Beschäftigungsform weitestgehend abgeschafft werden. Refat Süleyman sei ein Unglücksfall gewesen. Süleymans Mutter, Gülseren Dalip, beklagt, dass niemand für den Tod ihres Sohnes im Stahlwerk Verantwortung übernehme. Weder die Leihfirma noch der Konzern.
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