Wenn es ernst wird: Distanz
Wie es ist, wenn sich plötzlich mehrere Monate und tausende Kilometer zwischen eine Freundschaft drängen, hat Christoph,18, erlebt. Sein bester Freund Paul, 18, zog mit seiner Familie für zwei Jahre nach Ruanda.
Vor fünf Jahren steht von einem Tag auf den anderen fest, dass Paul mit seiner Familie für zwei Jahre von Berlin-Spandau nach Kigali in Ruanda zieht. Seine Eltern würden dort als Ärzte in einem Krankenhaus Entwicklungshilfe leisten. "Ich war mir nicht sicher, ob wir noch befreundet sein würden, wenn er wiederkäme. Schließlich verändert sich in zwei Jahren ganz viel, auch die Sicht aufeinander". Beide kennen sich schon seit dem Kindergarten. "Paul ist schon da, seit ich denken kann", meint Chris. Sie haben erst ihr Spielzeug geteilt, dann die Schulklasse und schon immer eine Leidenschaft fürs Fußball spielen.
Ich war mir nicht sicher, ob wir noch befreundet sein würden, wenn er wiederkäme
Als Paul und seine Familie nach Afrika aufbrechen, fehlt Chris schlagartig einer seiner wichtigsten Kumpel. Zwangsläufig sucht er sich neue Freunde, die 6. und 7. Klasse sitzt er neben anderen Leuten. Paul hingegen fehlt in Ruanda plötzlich sein ganzes deutsches Leben. Zwangsläufig arrangiert er sich damit. Er und seine drei kleinen Brüder gehen in eine französische Ganztagsschule, er lernt die afrikanische Kultur kennen. Einerseits findet er das spannend, enge Freunde hat er dort jedoch kaum. „Klar, habe ich ihn vermisst", sagt Chris, „aber wir konnten ja nichts an der Situation ändern". Die beiden schreiben sich hin und wieder, ab und zu telefonieren sie, allzu viel Kontakt haben sie nicht.
Einmal fliegt Chris für eine Woche nach Ruanda, begleitet Paul in die Schule. Pauls Familie wohnt in einem einstöckigen Haus. Es ist bewacht, relativ einfach eingerichtet, aber gemütlich. Abends spielen sie Gesellschaftsspiele oder lesen. Am Ende des Besuchs bleibt für Chris jedoch ein unbestimmtes Gefühl, wie es seinem Freund dort geht. Nach zwei Jahren ist Paul zurück: in seiner alten deutschen Schule. Zunächst fühlt sich die Rückkehr nicht nur für Chris merkwürdig an. Schnell dreht sich aber alles auf Anfang, zurück auf gute Freunde: Sie teilen wieder den Alltag, die Schulklasse, die Leidenschaft fürs Fußball spielen. Ohne sich dessen vielleicht wirklich bewusst zu sein, steht Chris für Paul in dem Moment als Konstante - bis heute.
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