"Es kommt immer auf den Menschen an." BAR NEWS sprach mit der ganz und gar nicht kühlen Norddeutschen, die aus Husum losgezogen ist, um als Barkeeperin in der Onyx Bar des Zürcher Grand Hyatt zu beginnen, später ihre Profession in Australien zu vertiefen. Zurück von Down Under beseelt die Motorradfahrerin nach der Felix Bar nun als einzige Dame das Tales'sche Bar-Trio. Beherzt. Schliesslich machten Barkeeperinnen nichts besser oder schlechter als ihre Kollegen. Nächstes Jahr folgt erneut eine Grenzüberschreitung: Mit ihrem Mann Zack geht es in dessen Heimat Texas. Mit Bar-Ideen im Gepäck.
Die Leidenschaft, andere Menschen glücklich zu stimmen und Freunde bei sich wie Zuhause fühlen zu lassen, hat Gönke Hendry - bis zu Ende des vergangenen Jahres vor ihrer Hochzeit mit Zack Alexander Hendry noch als Gönke Hansen bestens und weit über Zürichs Grenzen hinaus bekannt - von ihrer "Gastro-Familie" und im Speziellen ihrem "Dad" als ausgebildetem Koch mitgenommen. "Wir hatten immer viel Besuch bei uns. Das war ein schöner Teil meines Erwachsenwerdens ", erinnert sich die gebürtige Husumerin.
Beruflich angetan hat es ihr aber nicht die Kreativität in der Küche - weil sie dafür zu wenig beim gemeinsamen Kochen mit Dad aufgepasst hätte - sondern das Bar-Metier. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Hotel- und Restaurantfachfrau im Berliner Grand Hyatt forciert die heute 27-Jährige Handwerk und Wissen an der Barschule Rostock. Seither perfektioniert sie dieses in unterschiedlichsten Trinkstätten - von Australien bis Zürich.
"Willkommen geheissen zu werden, sich wie Zuhause zu fühlen - Das ist es doch, was einen guten Gastgeber ausmacht. Wenn sich die Leute gut fühlen, hat man alles richtig gemacht."
Wolfgang Bogner führt mit Gönke Hendry in seiner damaligen Funktion als Barchef der Onyx Bar im Zürcher Grand Hyatt das Einstellungsgespräch, bevor jene neben Simon Brandmayer als Barkeeperin in der Onyx Bar beginnt und Bogner fortan sein eigenes Süppchen in der Tales Bar kocht. Vor mehr als zwei Jahren packt Hendry das Reisefieber. Gemeinsam mit ihrem heutigen Mann Zack nimmt sie Reissaus aus der eidgenössischen Barkultur, strandet in Australien, um zu erfahren, "was es in der Welt noch alles gibt". Und um ihren bartechnischen Horizont zu erweitern. Sie arbeitet im Eau-de-Vie, einer der weltbesten Bars, sowie der Beach Bar Neighbourhood Bar in Sydney.
Inspiriert vom "open minded" Leben, den vielen Barkonzepten und Arbeitsbedingungen in Down Under kehrt sie im Vorjahr nach Zürich zurück, lässt als Barchefin in der Felix Bar ihren Kreationen freien Lauf und entzündet für ihren "Watch out for the drop bears"-Cocktail Eukalyptus- Blätter. Seit Dezember vergangenen Jahres komplettiert sie das Team der Tales Bar um Wolfgang Bogner - für Hendry der perfekte Gastgeber: "Er bleibt immer ruhig, nett und vor allem: Er vermittelt Wärme".
"Frauen machen nichts besser oder schlechter als ihre Kollegen, entscheidend ist der Mensch."
"Willkommen geheissen zu werden, sich wie Zuhause zu fühlen - Das ist es doch, was einen guten Gastgeber ausmacht. Wenn sich die Leute gut fühlen, hat man alles richtig gemacht", findet die Barkeeperin, die sich als Frau hinter keinem Tresen je benachteiligt gefühlt hat. "Es kommt immer auf den Menschen an. Ich habe zwei Hände und einen Kopf, also los geht's", bewertet sie das Geschlechterthema nicht über und ergänzt: "Frauen machen nichts besser oder schlechter als ihre Kollegen".
Dennoch habe sie manchmal das Gefühl, 120 Prozent leisten zu müssen, was allerdings dazu führe, besser zu werden, die Aufmerksamkeit für die Gesamtdarbietung in Kreation, Technik und Gastgeberschaft auf sich zu lenken. "Man fällt auf. Das macht Spass und dann kann man es zu seinem Vorteil nutzen, Leute zu überraschen", findet die passionierte Motorradfahrerin, die auf ihrer Honda Shadow oftmals Blicke auf sich zieht und klischeehafte Bilder auflöst.
"Man fällt auf. Das macht Spass und so kann man es zu seinem Vorteil nutzen, Leute zu überraschen"
Mit Houston gewinnt die Norddeutsche als Wassersportlerin und leidenschaftliche Kite- Surferin das Meer zurück. Ob sie allerdings sofort zum Kitesurfing ausrücken wird, weiss sie noch nicht. "Dort gibt es nicht nur Haie. Es wimmelt vor Alligatoren!", fürchtet sie ein wenig. Bevor die Hendrys im März nächsten Jahres zu neuen Ufern aufbrechen werden, steht für Gönke noch viel auf der Agenda.
Im Juli wird noch kirchlich geheiratet, "in Weiss, mit Blumen und allem Drum und Dran". Weiter plant die Braut einen runden Tisch für Kolleginnen und fachlich interessierte oder Bar-involvierte Damen zu initiieren. "Kein Workshop oder eine non-profit- Organisation", sondern ein gegenseitig inspirierendes Treffen unter Gleichgesinnten zum Austausch und Tratsch über Persönliches, Fachliches, individuelle Entwicklungen, Gefühle oder den Weg in die Selbstständigkeit soll es werden. Vielleicht institutionalisiert werden, wenn Gönke Hendry bereits eine ihrer noch geheimen Ideen in Houston oder Austin realisiert haben wird. BAR-NEWS ist dabei!
Gönke bevorzugtTag oder Nacht: Tag, denn ich liebe das Sonnenlicht Wein, Bier oder Cocktails Hund oder Katze Whisk(e)y oder Rum Stadt oder Land: Ganz klar Land mit dem Traum von einer Farm im Hinterkopf