In ihr Schaffen als Barkeeperin steckt die 27-Jährige eine grosse Portion Leidenschaft, die bei der gelernten Köchin in ihrem ersten Zürcher Job in der Küche des Widder Hotels geweckt worden ist.
Bis zum Alter von 19 Jahren lebt Belinda Klostermann in einem kleinen, am Meer gelegenen Dorf zwischen Alicante und Valencia in Spanien. Danach verschlägt es sie nach St. Moritz. Klostermann absolviert dort eine Kochlehre, die ihr vor vier Jahren die Türe in die Küche des Zürcher Widder Hotels öffnet und eine Anziehung des nächtlichen Treibens rund um den Tresen entfacht.
Sie lernt Moreno Volpe kennen und folgt seinem Ruf nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel Florhof an die Bar des Restaurant & Bar Gustav, wo sie ihren Kollegen Volpe und Armando Archundia Barreiro bei ihrer Arbeit interessiert über die Schulter schaut, Digéstifs und Apéritifs, Rum, Whiskey oder Champagner in der Zigarrenlounge serviert. Zudem schliesst sie an der Barfachschule einen Intensivkurs ab, um in allen Basics unterrichtet zu sein.
"Aber man erlernt das Handwerk erst richtig in der Praxis, bei Barbesuchen und wenn man Barkeepern bei der Arbeit zusieht", weiss die Teilnehmerin zahlreicher Barkeeper-Wettbewerbe auch "ihre Vorbilder Moreno und Armando" zu schätzen.
"Aber man erlernt das Handwerk erst richtig in der Praxis, bei Barbesuchen und wenn man Barkeepern bei der Arbeit zusieht."
Das Interesse, Zutaten zu vereinen oder auch nicht, eigene Kreationen zu entwickeln und kulinarische Kompositionen auszuprobieren, hat sie "aus der Küche mitgenommen ". Seit Anfang dieses Jahres arbeitet die frisch gebackene 27-Jährige in der Münster Bar inmitten Zürichs Altstadt und steckt jede Nacht "eine grosse Portion Leidenschaft " in ihre Arbeit. "Es macht sehr viel Spass. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Spirituosen, deren Kombinationsmöglichkeiten und kreative Resultate, es ist alles mega spannend.
Für mich gibt es noch viel zu entdecken", berichtet die gebürtige Spanierin aus deutsch-schweizerischem Elternhaus. Als "sehr praktisch" bezeichnet sie ihren Sprachvorteil: "Die meisten Gäste aus Mexiko, Costa Rica oder Spanien freuen sich, wenn sie eine Blondine hinter der Bar antreffen, die Spanisch spricht", witzelt sie. Ausserdem geniesst sie, die mit Bourbon, Rye oder Mezcal liebäugelt, ab und an ihr Feierabendbier oder einen -drink bei Luis Estrada in der Baltho Bar vis-à-vis, und dann unterhält sie sich genauso wie mit Armando gerne in ihrer Muttersprache.
"Obwohl ich sie schon ein wenig verlernt habe", findet Klostermann, die dem Klischeebild von Barkeeperin, Psychologin und Freundin in Personalunion einiges abgewinnen kann. "Ich finde den Kontakt mit Menschen sehr schön", wertet sie den kommunikativen Aspekt ihrer Tätigkeit beherzt.
In der Münster Bar mixt sie getreu der Hauslinie viele klassische Cocktails wie Manhattan, Old Fashion und natürlich Peter Roths Ladykiller, Mules und Negronis und manchmal auch Eigenkreationen. "Wir dürfen kreativ wirken, aber die richtigen Drinks brauchen Zeit, und so lange bin ich noch nicht hier, noch sind wir in der Findungsphase", erklärt sie.
"Für mich gibt es noch viel zu entdecken."
Als Barkeeperin legt sie besonders Wert auf einen authentischen, freundlichen und selbstbewussten Auftritt gegenüber dem Gast wie den Kollegen. "Wenn der Auftritt nicht stimmt, hilft der beste Drink oder die klügste Technik nicht. Gäste merken sofort, wenn etwas zwischen uns nicht stimmt", weiss Klostermann, die sich ihre Selbstsicherheit im Laufe der Jahre aneignen musste.
Schliesslich sei es ungewohnt gewesen, aus der zumeist völlig abgeschirmten Küche an den interaktiven Tresen zu wechseln. Berührungsängste hat sie als junge Dame hinter der Bar keineswegs und ist überzeugt, dass eine offene, herzliche Art zurückgespielt wird. Wenn nicht, müsse man darüber stehen.
"Wir dürfen kreativ wirken, aber die richtigen Drinks brauchen Zeit, und so lange bin ich noch nicht hier, noch sind wir in der Findungsphase."
In Zürich hat sie ein Stück Zuhause gefunden. Als Wassersportlerin mit einem Faible für Kajak, Tauchen oder Surfen, das sie auf ihrer eineinhalbjährigen Reise durch Australien, Neuseeland, Fidschi und Brasilien vor ihrem Antritt in der Münster Bar gelernt hat, kommt ihr der Zürichsee gelegen.
"Ich brauche Wasser. Es hat eine beruhigende Wirkung, ich brauche es. Irgendwann zieht es mich vielleicht wieder Richtung Meer", sagt Klostermann, die spanisches Essen und den Süsswein Mistella aus ihrer spanischen Heimatregion liebt, in ihrer Freizeit viel joggt, Yoga betreibt und anstatt wie früher Flamenco nun Salsa und Lindy-Hop tanzt.
Belinda bevorzugt