Martin, in deinem Aureum-Cocktail setzt Du auf Appenzeller Alpenbitter mit einem Potpourri aus weiteren Schweizer Zutaten. War das Konzept? Hattest Du ein sicheres Bewerbungskonzept?
Martin Bornemann: Nein, kein Konzept! Wo bliebe denn dann der Reiz? Manche haben vielleicht eine Geschichte, Lieblingsprodukte oder ein bestimmtes Aromenprofil im Kopf. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Ich habe mich anfangs auf keine Basisspirituose festgelegt. Beim Blick auf das GSA-Portfolio bin ich bei Appenzeller hängengeblieben und musste schmunzeln, weil es keine Spirituose ist, die ich bis dahin oft verwendet habe. Ich dachte mir aber: Wenn schon GSA, dann Appenzeller. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anders damit arbeitet, ist gering, obwohl Appenzeller - gerade im Berliner Raum - in letzter Zeit mehr Beachtung gefunden hat.
Warst du dir bei der Wahl des geschmacklich durchaus fordernden und aromatischen Kräuterbitter sicher? War das auch ein kleines Wagnis?
Martin Bornemann: Ja und nein. Ich wusste, dass es gewagt ist, habe aber gehofft, dass diese Entscheidung Beachtung finden und für Gesprächsstoff sorgen wird. Es hätte auch in die Hose gehen können.
Wolltest Du bei deiner Komposition im Schweizer Spirituosen-Terrain bleiben, und war der Long Drink von vornherein klar? Wie hast Du deine Trinkidee entwickelt, die Geschichte und den Namen gefunden?
Martin Bornemann: Ich dachte mir, wenn es regional sein soll, dann will ich auf jeden Fall in meiner Wahlheimat bleiben, wo ich seit 16 Jahren lebe. Es wäre komisch gewesen, deutsche Produkte zu verwenden. Mir war bei der Entscheidung zu dem megadominanten Appenzeller klar, dass es unbedingt etwas „Langes" und Frisches werden muss. Außerdem hatte bis dahin noch nie ein Long Drink gewonnen. Ich fand, dass es dafür an der Zeit ist.
Es braucht Spirituosen, die dem Appenzeller die Stirn bieten können. Dann habe ich The Seventh Sense Falernum, Swiss Mountain Spring Dry Tonic und den hochprozentigen Humbel Kirsch XK gesehen, der alle Aromen bindet, zur Geltung bringt und zu einem Päckchen schnürt. Erst danach habe ich eine Geschichte dazu aufgebaut und bin auf den Namen gekommen. Dafür war es hilfreich, Informationen zu Appenzeller einzuholen. Wie die darin enthaltenen ausländischen Gewürze wie Zimt, Ingwer, Nelke oder Minze aus dem arabischen Raum nach Europa gekommen sind. Ich fand die Handelsgeschichte dahinter sehr interessant, und der Name Aureum spielt auf die goldene Farbe des Drinks an.
Wie lange hast Du dann am Rezept gefeilt, bis Dein Cocktail für Dich perfekt war?
Martin Bornemann: Die Rezeptur ist zwar simpel, doch ich habe während zwei, drei Wochen mehrere Anläufe gebraucht, um das richtige Verhältnis der Zutaten zueinander zu finden und sie auszubalancieren.