Wenn Hippies Soul machen: Matthew E. Whites kleine Künstlerkommune Spacebomb lässt Style gegen Substanz antreten.
Diese zwei Veröffentlichungen eint ihr Ursprung im Label/Aufnahmestudio Spacebomb: Matthew E. White hat sich damit ein kleines Unternehmen aufgebaut, das genau genommen noch weitere Betätigungsfelder umfasst. Der Weltraumsprengsatz aus Richmond, Virginia ist außerdem eine Hausband, ein Team von Technikern, Künstlern und Geschäftsleuten - hat sogar eine eigene Cover-Ästhetik. Hierzulande würde man wohl "Kommune" dazu sagen. White selbst legte mit "Big Inner" 2013 ein starkes Debüt vor: ein Singer/Songwriter als Soulman mit fitter Muckerband - und einer Platte, die ebenjene Entspannung ausstrahlte, die nur harte getane Arbeit gewährt. "Big Inner" war bereits derart ausformuliert, dass "Fresh Blood" eigentlich nur weitermachen, aber nicht wirklich weiterführen kann. Womöglich ist Spacebomb für White eine Spur zu sehr Komfortzone; das Debütalbum von Natalie Prass, ebenfalls bei und mit Spacebomb entstanden, ist jedenfalls die deutlich spannendere Platte: Wo White den Maßanzug anlegt, reibt und schlackert bei ihr die Klamotte. Der kleinste gemeinsame Nenner der Songs ist Soul, auch wenn etwa "Christy" den schrägen Kammerfolk von Joanna Newsom auf Schönklang runterbricht und der Rausschmeißer "It Is You" nach Hollywood-Schmacht und unwirklichem Technicolor klingt. Ein Trennungsalbum, natürlich. Das erklärt vielleicht, warum das Spiel zwischen Style und Substanz bei White und Prass jeweils unterschiedliche Gewinner hat. Er mag smoother auftreten, aber ihr muss man zuhören.
Matthew E. White "Fresh Blood" (Domino / GoodToGo / VÖ 06.03.15) & Natalie Prass "Natalie Prass" (Caroline / Universal / VÖ 23.01.15)