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Vangardist.com | Dieser Hund ist weit mehr wert als eine Dose Bier

Foto: © John Dolan | Howard Griffin Gallery

Die Geschichte vom Außenseiter, der durch glückliche Fügung sein Leben wieder in den Griff bekommt und die Kurve zu einem besseren Leben kriegt, ist altbekannt. Selten hingegen ist der Werdegang eines Obdachlosen, der es von der Straße in die Galerie schafft – als ausstellender Künstler.


John Dolan ist einer dieser raren Fälle. Wenn er gerade mal nicht im Knast saß, hing der Londoner mit seinem Hund George auf der Straße und beschäftigte sich mit Zeichnen und Street Art. Bilder seines Hundes, seiner Umgebung, heruntergekommener Häuser oder einfach vom Leben auf der Straße. Drei Jahre lang. Der inzwischen 43-Jährige musste erst auf Mitarbeiter der Howard Griffin Gallery treffen, um sein inzwischen immens umfangreiches Werk an jene Öffentlichkeit zu bringen, die ihn nicht gerade auf der Shoreditch High Street bei seinem Handwerk beobachtete. Seine erste Ausstellung im September 2013 wurde ein Überraschungserfolg. Besucher schätzten vor allem den emotionalen Hintergrund: während die oft politisch aufgeladene Street Art meist ein kühles, anonymes Unterfangen ist, bietet Dolan einen Blick ins echte Leben auf der Straße, ohne Schuldzuweisungen und falsche Sentimentalität.


Die neue Ausstellung beschäftigt sich nun weniger mit den unbelebten Objekten, sondern mehr mit Dolans Beziehung zu seinem tierischen Wegbegleiter. Hund George wechselte den Besitzer im Austausch gegen eine Dose Bier – ein Deal, den Dolan nie bereut hat, denn der Kleine holte ihn aus einem gut 20-jährigen Strudel aus Verzweiflung und Einsamkeit. Die konstante Freundschaft spiegelt sich in den hunderten ausgestellten Zeichnungen des Tieres wider. Es verging kaum ein Tag ohne Portrait des Vierbeiners. Zusätzlich zu diesem Einblick in sein Leben präsentiert Dolan auch seine jüngst erschienene Autobiografie. Es versteht sich von selbst, dass ein Teil der Einnahmen an eine Tierschutzorganisation gespendet wird. Immerhin hat ein Tier Dolan den Schutz geboten, den er von Menschen nur selten bekam. "John and George" ist noch bis 17. August in der Londoner Howard Griffin Gallery zu sehen.

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