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Scooter „Made in China“ — Frustfallen oder Spaßgefährte?

Scooter „Made in China“ — Frustfallen oder Spaßgefährte?

Elektroroller boomen. Die Zahl der Hersteller wächst stetig, in größeren Städten buhlt eine immer größere Schar an Sharingunternehmen um Nutzer — und auch der Verkauf an Privatkunden legt Jahr für Jahr um gut 50 Prozent zu. Die Gründe für die Beliebtheit der flotten Flitzer liegen auf der Hand: Sie sind vor allem im innerstädtischen Verkehr praktisch. Fahrer und Anwohner freuen sich über den lokal emissionsfreien und fast lautlosen Antrieb. Mit kleineren Modellen ist man äußerst flink und wendig unterwegs, das geringe Gewicht erleichtert das Schieben und Aufständern beim Parken. Und trotz der überschaubaren Batteriekapazitäten kommt man in der Alltagsnutzung meist problemlos aus mit den gängigen Reichweiten ab etwa 50 Kilometern aufwärts.

Hinzu kommt: Der Führerschein AM, den man für die bis zu 45 km/h zugelassenen Kleinkrafträder braucht, darf ab 16 Jahren erworben werden und ist für die Älteren auch im Auto- und Motorradführerschein bereits enthalten. Und die Versicherung, das kleine Kennzeichen, das immer zum Saisonstart im März neu erworben werden muss, kostet je nach Alter der Nutzer nur 50 bis 100 Euro im Jahr.

Bei der Auswahl eines geeigneten Modells spuckt eine schnelle Internetsuche unzählige Modelle in etlichen Designvarianten aus, mit teils enormen Preisunterschieden von gut 1000 bis deutlich über 5000 Euro. Die E-Roller kommen aus Ländern wie Deutschland, Italien, Spanien und sehr oft aus dem fernen China. Bei letzteren haben viele Käufer Zweifel, ob sie ihren Qualitätsansprüchen genügen können. Doch ein pauschales Urteil nur aufgrund der Herkunft verbietet sich hier, es gilt — wie so oft — auf die Details zu achten. Und sich die technologische Entwicklung zu verinnerlichen: China hat in den vergangenen Jahre massiv aufgeholt und das Image des Billigheimers immer mehr ablegen können, auch und gerade was die Elektromobilität betrifft.

„Die Qualität hat sich bei den mir bekannten Marken gebessert, sie haben dazugelernt, die Nachfrage steigt und die Konkurrenz schläft nicht“, sagt Herbert Frischmann, der im Münchner Westen gemeinsam mit seinem Sohn Marius seit 2010 einen Elektrorollerladen mit Werkstatt betreibt. Die beiden haben unter anderem die Marken Emco, Super Soco und Trinity im Programm und sind Servicepartner für viele weitere Marken wie Unu und Vässla. Dass Interessenten sich um die grundsätzliche Qualität von Elektrorollern nicht sorgen müssen, bestätigt auch ein Test des Automobilclubs ADAC, der mehrere dieser Gefährte mit Preisen zwischen 2300 und 6400 Euro ausprobiert hat. „Wirklich schlecht ist keiner“, so das Fazit dieses Vergleichs, bei dem drei der sieben Testfahrzeuge in China montiert wurden. „Brauchbare und zufriedenstellende Scooter sind auch für die Hälfte des Geldes zu finden, das man für den Spitzenreiter berappen muss“ — die E-Schwalbe von Govecs, die ab 5400 Euro zu haben ist, so der ADAC. Und für die Hälfte des Geldes gibt es vorrangig eben jene China-Roller.

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Erschienen im Printmagazin Elektroautomobil, Ausgabe 03/2020