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Testfahrt im aCar - Ein elektrischer Alleskönner für Afrika

Testfahrt im aCar - Ein elektrischer Alleskönner für Afrika

Man hätte kaum einen besseren Tag erwischen können als einen heißen Juli-Nachmittag, um dieses ungewöhnliche Elektroauto gut zwei Dutzend Journalisten erstmals Probe fahren zu lassen und die Projekt-Idee en Detail vorzustellen. Handelt es sich beim aCar doch um ein Fahrzeug, das speziell auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in Afrika zugeschnitten ist. Das Thermometer pendelt sich gegen Mittag bei knapp mehr als 30° Celsius ein, die Piste ist staubig, die wenigen Schattenplätze sind heiß begehrt.

In der prallen Sonne, die einen selbst im Norden Münchens unweigerlich an die afrikanische Steppe denken lässt, erklärt Sascha Koberstaedt, was das aCar so besonders macht: „Die Industrie neigt zu sehr dazu, ein Fahrzeug isoliert zu betrachten. Wir sehen das aCar als Gesamtsystem“, sagt Koberstaedt und führt aus, warum sich dieses Fahrzeugkonzept in Afrika seiner Meinung nach durchsetzen wird. Es ist - wie schon der erste Blick auf das Fahrzeug offenbart - einfach herzustellen, da es ohne Schnörkel und Schnickschnack auskommt. An Bord ist nur, was wirklich gebraucht wird.

„Das Auto ist günstig, weil es einfach ist. Aber nicht billig“, so Koberstaedt. Der Antrieb und die Batterie etwa kommen von Bosch. Die Technologie baut auf einem wartungsfreundlichen 48-Volt-System auf, an dem jeder mit ein wenig technischem Verständnis schrauben kann, ohne in Lebensgefahr zu sein. Im schlimmsten Fall gäbe es einen kleinen Schlag. Alle Schalter im Innenraum sind Wasser- und Staubfest. Rundungen sucht man am aCar vergebens, auch das macht die Produktion günstig: Die Bleche müssen nicht gepresst sondern nur zugeschnitten und abgekantet werden. Die Batterie, je nach Modell zwischen zehn und 20 kWh groß, liegt gut geschützt in einem einfachen aber robusten Leiterrahmen zwischen den beiden Achsen. Der Aufbau besteht aus Rohrprofilen, die Hinterräder liegen an einer langlebigen und Überlast-freundlichen Starrachse an, man weiß ja nie, welche Lasten dem Gefährt im Alltag tatsächlich zugemutet werden.

Zum aCar als Gesamtsystem gehört auch, dass das Fahrzeug vor Ort gebaut werden soll. Dadurch können einerseits die teils heftigen Importzölle umgangen werden. Das aCar soll ab dem Jahr 2020 in den ersten afrikanischen Ländern für weniger als 10.000 Euro produziert und verkauft werden. Andererseits schafft das Projekt so auch etliche Arbeitsplätze vor Ort, transferiert Know-How und stärkt die lokale Wirtschaft. „Es ist für uns ein entscheidender Faktor, eine lokale Produktion und damit Wertschöpfung umzusetzen", so Koberstaedt.

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Erschienen im Printmagazin Elektroautomobil