chrismon: Deutschland debattiert wieder darüber, ob die Bundeswehr ihre Drohnen bewaffnen sollte. Halten Sie das als Friedensforscher für sinnvoll?
Niklas Schörnig: Die Debatte um bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr läuft schon über zehn Jahre, und alle Argumente sind ausgetauscht. Die Frage ist, ob man den Schutz, den solche ferngesteuerten Waffensysteme Soldatinnen und Soldaten im Einsatz bieten, höher gewichtet als mögliche Gefahren. Eine Befürchtung ist, dass sich die Politik schneller für einen militärischen Einsatz entscheidet, weil man "nur" Drohnen entsendet und keine Opfer fürchten muss. Ich bin kein Freund der bewaffneten Drohne, aber in Deutschland sind mögliche Risiken durch strenge Bundestagsmandate weniger ausgeprägt als in anderen Staaten. Inzwischen haben über 30 Staaten bewaffnete Drohnen oder sind dabei, sie anzuschaffen. Ein Verzicht wäre also auch kein so starkes Signal mehr wie vor sieben, acht Jahren. Ich glaube, dass sich die Befürworter diesmal durchsetzen werden. Allerdings sollte die Bundesregierung klarstellen, wann die Drohnen zum Einsatz kommen sollen und dass man die amerikanische Praxis der gezielten Tötungen nicht nur ablehnt, sondern für völkerrechtswidrig hält.
Oft werden bewaffnete Drohnen im selben Atemzug wie sogenannte autonome Waffen genannt. Ist es dasselbe?
Nein, das sind unterschiedliche Systeme. Die bewaffneten Drohnen, über die aktuell geredet wird, sind ferngesteuert. Da entscheiden immer noch Menschen über den Waffeneinsatz. Zwar haben heutige Drohnen auch schon autonome Funktionen, zum Beispiel fliegen sie selbstständig Routen ab, ohne dass jemand den Steuerknüppel halten muss. Aber die kritischen Funktionen Zielauswahl und -bekämpfung, wie es im Militärjargon heißt, sind noch beim Menschen. Eine autonome Waffe wäre ein System, das sich seine Ziele selbst sucht, analysiert und über einen Waffeneinsatz entscheidet, ohne Menschen einzubeziehen. Zielt diese Waffe darauf, Menschen zu töten, sprechen wir von einem letalen autonomen Waffensystem.
Kritiker befürchten, dass autonome Waffen versehentlich Kriege auslösen könnten oder wir eines Tages von Killerrobotern angegriffen werden . . .
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