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Meine Meinung: Das pandemiebedingte Cave Syndrom nervt

Die Pandemie hat das Sozialverhalten vieler Menschen verändert - Kaffeetrinken oder Ausgehen wird zur Herausforderung. fudder-Autorin Maya Schulz beobachtet dieses Verhalten an sich selbst und hofft, dass es bald verschwindet.

Auch wenn mehr als zwei Jahre nach Pandemiebeginn die Masken mittlerweile gefallen sind, ist das Leben immer noch nicht wie früher, machen wir uns nichts vor. Ich bin (hoffentlich) nicht die einzige, die durch die lange von Social-Distancing und Homeoffice geprägte Zeit momentan das Gefühl hat, noch nicht ganz wieder "die Alte" zu sein.

So lange ich nach jedem Kaffeetrinken das Bedürfnis habe, mich gefühlt eine Woche lang erholen zu müssen und sich selbst der Besuch beim Einwohnermeldeamt wie ein Megaevent anfühlt, bin ich wohl noch nicht bereit für Kneipentouren und Angrillen, sobald das neue Semester beginnt.


Nur eine Anpassungsverzögerung?

Wahrscheinlich haben viele Menschen es in unterschiedlichen Abstufungen entwickelt, das sogenannte "Cave Syndrom" - zu Deutsch "Höhlen-Syndrom" - eine Sucht nach Me-Time, eine allgemeine Überforderung bei dem Gedanken daran, in den nächsten Monaten nachholen zu müssen (aber eben auch zu wollen), was man zwei Jahre lang verpasst hat.

Immerhin: In der Psychologie spricht man im Zusammenhang mit dem Cave Syndrom nur von einer temporären "Anpassungsverzögerung". Es besteht also Hoffnung. Und um uns den Übergang leichter zu machen, sollten wir vielleicht einfach in unseren Freundeskreisen etablieren, dass es völlig in Ordnung ist, bei Treffen vor lauter Überforderung plötzlich und kommentarlos wegzurennen. Irgendwann, da bin ich mir sicher, können wir alle unsere Karteikarten mit Gesprächsthemen in einem großen Freudenfeuer verbrennen und feiern, dass uns das Leben wieder zurückhat.


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