Wer an Spanien denkt, hat sofort die Bilder von Tapas, Strand und Stierkampf im Kopf. Katalonien, eine der insgesamt 17 "autonomen Gemeinschaften" Spaniens, im äußersten Nordosten des Landes, will mit diesen Klischees nicht so recht zusammenpassen. Denn statt Spanisch sprechen die Katalanen ihre eigene Sprache, die sich für manche wie eine Mischung aus Französisch und Spanisch anhört. Und die bekannteste spanische Tradition, der Stierkampf, wurde dort 2010 verboten.
Das Verbot kommt nicht von ungefähr, denn ein Teil der Bewohner Kataloniens will mit dem spanischen Königreich nichts mehr zu tun haben - und so sehen einige das Verbot des Stierkampfes auch als Spitze gegen Spanien, wo dieser noch immer erlaubt ist. Die Katalanen wollen nämlich ihren eigenen Staat gründen. Im November sollen sie in einer Volksabstimmung über ihre Zukunft entscheiden. Ob es dazu kommt, ist aber offen, denn die Nationalregierung in Madrid versucht alles, um das Referendum zu verhindern.
Die katalanischen Eigenheiten zeigen sich auch in ihren Traditionen. Statt spanischem Stierkampf pflegen die Katalanen ihren spektakulären Volkssport Castells: Dabei stapeln sie sich zu menschlichen Türmen auf, bis zu acht, neun Meter hoch. Die Menschentürme sind im 18. Jahrhundert aus einem Tanz entstanden, heute sind sie so beliebt wie nie zuvor - und stehen als katalanisches Nationalsymbol auch für den Unabhängigkeitskampf. Seit November 2010 gehören sie sogar zum Immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Gebraucht wird bei den Castellers jeder: Junge, Alte, Dicke, Dünne und sogar kleine Kinder. Wer die Katalanen verstehen will, kommt an den Castells nicht vorbei.
Die Webseite der Castellers de Sants. Die katalanische Nationalversammlung, eine Organisation, die die Unabhängigkeit fordert. Castellers auf dem Wolkenkratzer-Festival in Frankfurt 2013.
Unser Autor Maximilian Zierer hat die Castellers bei einem Training in Barcelona besucht. Fotos: © Maximilien Zierer, © creative commons wikimedia.org/Baccio Titelfoto: © David Oliete