Die Geschichte spielt am herrlichen Ammersee, in der Gemeinde Herrsching. An einem sonnigen Morgen Anfang Mai steht Christian Schiller, der 49-jährige Bürgermeister, im Janker auf der Liegewiese am Ufer. „Da hinten sind schon die ersten Gänse“, sagt er und läuft in Richtung des Federviehs. Kurz darauf bleibt Schiller stehen, zeigt nach unten. „Und hier ist das Problem.“
Das Problem liegt grünlich-wurstig im kurzen Gras und heißt Gänsekot. Es treibt den Bürgermeister seit Jahren um, denn auf der Wiese nehmen im Sommer viele Badegäste Platz. Und während an diesem Frühlingstag nur eine Handvoll Gänse zu sehen ist, wird sich ihre Population in den kommenden Wochen deutlich erhöhen. Vielleicht auf 150, vielleicht auf 200. Aber mehr Gänse bedeuten leider auch: mehr Kot – und mehr Unmut bei den Gästen.
Also ist der parteilose Schiller der wohl einzige Bürgermeister Deutschlands, der sich mehr mit Gänsen beschäftigen muss als mit Kita-Plätzen. Man habe wirklich alles probiert, sagt er. Die eigentlich bis August geltende Schonzeit verkürzt. Einen Hund über die Wiese gejagt. Schilder aufgestellt, die das Füttern der Tiere untersagen. Aber die Gänse kommen trotzdem jährlich wieder. Watscheln umher, genießen Gras und Schilf, freuen sich ihres Gänselebens.
Nun ist Schiller kein militanter Gänse-Gegner. Er will keine Massen-Exekution am See. „Das sind wunderbare, kluge Tiere“, sagt der Bürgermeister. „Aber man muss ihnen halt mal sagen: Hier dürft ihr euch nicht aufhalten!“
Weil Gänse allerdings weder Schillers
Bairisch noch eine andere menschliche Sprache verstehen, sind sie im
Rathaus auf die Idee mit dem Seeadler gekommen. Der trägt den Namen
Alba, kostet 46 Euro die Stunde – und ist einer der wenigen natürlichen
Feinde der Gans. Des Bürgermeisters Plan: Alba könnte doch für einige
tausend Euro im Sommer über der Herrschinger Bucht für Ordnung sorgen.
„Des Vieh is’ da Wahnsinn“, sagt Schiller.