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Videotext - das fast vergessene Massenmedium

Als der Teletext erstmals über die TV-Schirme flackert, nutzen die Menschen noch Telefonzellen und Faxgeräte. Heute haben die knapp formulierten Nachrichten noch immer viele Fans.

Neulich liegt Alfred im Bett, neben ihm seine Freundin. Draußen ein lauter Knall, Feuerwerk, Unfall, was auch immer. Die Freundin greift zum Smartphone und füttert die Suchmaschine mit Schlagworten wie „München Explosion laut". Alfred hat einen anderen Reflex. Er hastet ins Wohnzimmer. Fernseher an, Ton aus. Videotext.

Netten Spott für Aktionen wie diese ist Alfred gewohnt. „Internet für Arme", sagt die Freundin über sein Lieblingsmedium. „Du mit deinem Videotext", sagen die Kumpels beim Bier. Und Alfred? Macht einfach weiter, jeden Nachmittag nach der Arbeit. Seite 112, die Schlagzeilen. Seite 200, der Sport. „Der Videotext bietet mir einfach einen guten Überblick, praktisch und schnell", sagt der 57-Jährige. Natürlich nutzt er auch Radio, Zeitungen, Online-Medien. Aber am liebsten eben die Informationstafeln am TV-Bildschirm.

Christoph Cunradi überrascht das nicht. Der 54-Jährige leitet die Videotext-Redaktion beim Bayerischen Rundfunk. Draußen, vor seinem Büro im Münchner Stadtteil Freimann, bauen sie das trimediale Medienzentrum der Zukunft. Drinnen spricht Cunradi, graues Haar und schwarzes Jackett, über sein berufliches Lebenswerk. „An keinem Platz, auch nicht im Internet, finden Sie derart übersichtlich und geballt Informationen", sagt er. „Wir sind mit das schnellste Medium, schneller als das Radio."

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