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Europa hat Herzklopfen

In immer mehr Städten treffen sich Menschen, die ein vereintes Europa für eine ziemlich gute Idee halten. Wie lange kann ein solches Gefühl eine Bewegung tragen?

Vergangenen Sommer macht ein Video im Internet die Runde. Darin versucht ein britischer Nationalist, die Europaflagge anzuzünden. Doch der blaue Stoff fängt nur kurz Feuer, das Material brennt nicht vernünftig. Zunächst heißt es, das liege an einer EU-Verordnung über die Entflammbarkeit von Flaggen. Sagenhafte Pointe, klar. Europa, für viele ein Bürokratiemonster, lässt sich nicht anzünden. Vor allem Gegner des Brexits sehen darin die ganz große Metapher.

Aber ein paar Wochen später ist der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union trotzdem Wirklichkeit. Das politische Europa brennt. In Brüssel, Paris, Berlin stehen Ende Juni viele Politiker ratlos vor TV-Kameras. Nein, der Brexit sei nicht der Anfang vom Ende Europas, sagt Jean-Claude Juncker. Der Chef der EU-Kommission hätte auch sagen können: „Der TSV 1860 München gewinnt in diesem Jahr die Champions League."

Und jetzt das. Plötzlich, inmitten ihrer vermeintlich schwersten Krise und der Furcht vor weiteren Austritten, ist da auch wieder zehntausendfache Begeisterung für die europäische Idee.

Ein Café am feinen Beethovenplatz in München, draußen grauer Aprilregen. Drinnen erzählen Schauspieler John Friedmann und sein Mitstreiter Georg Fichtner von der jungen Bewegung „Pulse of Europe". Die beiden machen mit bei der Organisation der sonntäglichen Kundgebungen am Max-Joseph-Platz. Zuletzt kamen über 3000 Menschen, Tendenz steigend.

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