Grünen-Chef Cem Özdemir warnt vor Anti-Amerikanismus. Im Interview mit dem Münchner Merkur erklärt er, was er stattdessen für richtig hält - und was er Gutes an Trump findet.
Herr Özdemir, nun warnt schon der Grünen-Chef Union und SPD vor Anti-Amerikanismus. Die Welt ist aus den Fugen.(lacht) Ich wollte darauf hinweisen, dass die USA nicht nur aus dem Weißen Haus bestehen. Wir sollten Herrn Trump nicht den Gefallen tun, ihn mit dem ganzen Land gleichzusetzen. Die transatlantischen Beziehungen leben auch von gesellschaftlichen Verbindungen und politischer Zusammenarbeit jenseits von Berlin und Washington.
Zum Beispiel?
Nehmen Sie den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg. Der stimmt nicht ein ins große Wehklagen - sondern redet mit seinem Amtskollegen Jerry Brown aus dem US-Bundesstaat Kalifornien. Die Botschaft: Wir machen unser eigenes Klimaschutzabkommen und stoßen gemeinsam ein Klimaschutzbündnis an - trotz Trump im Weißen Haus.
Als Vorreiter im Klimaschutz fallen die USA leider vorerst aus. Trumps Versprechen, der heimischen Kohle zu altem Glanz zu verhelfen, wird sich schnell als unhaltbar erweisen - weil auch in den USA die Preise für erneuerbare Energien drastisch gesunken sind. Dennoch befürchte ich verlorene Jahre für den Kampf gegen den Klimawandel. Ungeachtet dessen gilt aber: Wir werden weiter auf Zusammenarbeit mit den USA angewiesen sein. Etwa im Anti-Terror-Kampf.
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