Keine Abos und 0 Abonnenten
Artikel

TV: Fussball-Experte gesucht

Was wir wollen: einen Alleinunterhalter mit Sachverstand und Ethos. Was wir haben: Kahn, Effenberg, Matthäus. Höchste Zeit für die Frage, welche Art von Fußball-Experten wir gerne im TV sehen würden.


Beginnen wir nostalgisch. Mehmet Scholl zu Gast bei Harald Schmidt, fünfzehn Jahre her. Scholl trägt eine militärgrüne Pluderhose und sagt unterhaltsame Sätze. Schmidt: "Was sind eigentlich diese Laufwege, die der Trainer dem Spieler erklärt?" Scholl, nach schöner Pause: "Ich kann damit nichts anfangen." Schmidt: "Christoph Daum steht ja unter Kokainverdacht." Scholl: "Die Augen kamen mir schon immer komisch vor."

Gerade konnte Scholl mit einem Thema wieder nichts anfangen. Als TV-Experte wollte der frühere Bayern-Spieler seine Expertise lieber nicht dem Thema Doping widmen. Ausgerechnet beim Confed-Cup in Russland, wo der Dopingverdacht doch schon fast auf den Werbebannern stand.

Nun ist seine Stelle vakant. Man wolle sich in den kommenden Wochen in Ruhe eine gute Lösung überlegen, heißt es aus der ARD. Bleibt alles wie bisher, lauten die Schlagworte der Ausschreibung: keine komplizierten Fragen, jede Menge Sendezeit, üppige Aufwandsentschädigung. Eine frühere Karriere als Spieler oder Trainer wäre unbedingt hilfreich. Und Frauen werden bei gleicher Eignung benachteiligt.

Weil ja aber nicht alles immer wie bisher bleiben muss, kann man Mehmet Scholls Abschied auch als Chance begreifen. Und sich fragen: Welche Art Fußball-Experte wollen wir eigentlich?

(...)
Zum Original