WIESBADEN - Es gibt ja unsäglich viele Fußballer-Phrasen, für die man viel mehr als nur ein paar Euro ins Phrasenschwein werfen sollte. Dass ein Spiel 90 Minuten dauert, das nächste immer das schwerste ist und die Wahrheit, natürlich, nirgendwo anders liegt als auf dem Platz. Sätze, so alt wie das Spiel selbst. Sven Demandt hat einen weiteren auf Lager: „Im Fußball entscheiden die Tore", sagt der Trainer des Drittligisten SV Wehen Wiesbaden. Nun sollte man Demandt – oder genauer gesagt, sein kickendes Personal – statt ans Phrasenschwein viel eher um etwas mehr Kreativität bitten. Weniger in der Wortwahl, sondern auf dem Platz, wo die Wahrheit liegt und das nächste Spiel bekanntlich das schwerste ist.
Halle mit drei Auftaktpleiten
Für den SVWW ist dies das Spiel beim Halleschen FC am Samstag (14 Uhr). Alle drei Spiele hat das Team aus Sachsen-Anhalt bisher verloren, die Verantwortlichen bezeichnen die Situation des HFC schon früh in der Saison als „sehr, sehr ernst" (Trainer Sven Köhler) und das Spiel gegen den SVWW als „Charaktertest" (Manager Ralph Kühne).
Demandt weiß um die Schwere dieses nächsten Spiels, sagt: „Da wird uns einiges abverlangt." Aber auch, dass seine Mannschaft „in der Lage sei zu reagieren". Mit eben jener Kreativität, die sie bislang im Offensiv-Spiel vermissen ließ. Denn hinten steht der SVWW strukturiert, lässt sehr wenig bis gar nichts zu. Aber im Spiel nach vorne, da hapert es eben, obwohl im Fußball die Tore entscheiden.
„In den letzten Spielen haben wir den entscheidenen Moment verpasst, das Tempo anzuziehen, nach vorne zu spielen", sagt Demandt. Bei Ballgewinn achteten seine Spieler zu sehr darauf, den Ball zu behalten. Waren auf Sicherheit statt Risiko bedacht. „Ihre erste Option, ihr erster Gedanke nach Ballgewinn sollte aber sein, ihn nach vorne zu spielen."
Demandt ist zuversichtlich, dass ihnen das in Halle gelingt, dass sie gerade auf den Sechser-Positionen schneller umschalten. Da, wo Kevin Pezzoni eigentlich fest eingeplant ist. Ob der Kapitän schon am Samstag wieder helfen kann, mehr Tempo ins SVWW-Spiel zu bringen, ist noch fraglich. Pezzoni habe unter der Woche wieder leichte Probleme mit seiner jüngst auskurierten Wade gehabt, berichtet Demandt. „Im Hinblick auf die englische Woche werden wir deshalb ganz genau abwägen, ob ein Einsatz in Halle nicht zu früh kommt."
Englische Woche
Drei Spiele warten auf den SVWW in der nächsten Woche. Am Dienstag gastiert Werder Bremen II in der Brita-Arena, dann muss die Demandt-Elf zum Chemnitzer FC. Drei Spiele, in denen der SVWW mit einer kleinen Serie seinen bislang mäßigen Saisonstart in einen erfolgreichen wandeln könnte. „Klar wollen wir so viele Punkte wie möglich aus der Woche mitnehmen", sagt Demandt. „Das erwarten wir von der Mannschaft, damit wir den Weg nach oben einschlagen", pflichtet ihm Sportdirektor Christian Hock bei. Beide wirken gelassen vor der über 400 Kilometer langen Reise nach Sachsen-Anhalt. Erregter wurden sie nach Berichten, die aus Cottbus zu ihnen drangen. Wo Stefan Krämer, Trainer von Liga-Konkurrent Energie Cottbus, der „Lausitzer Rundschau" verriet, er habe mit SVWW-Stürmer Soufian Benyamina telefoniert, um ihn nach Cottbus zu lotsen. „Er findet Energie spannend", sagte Krämer.
„Das verwundert mich", sagte Hock dazu. Er habe klar und deutlich kommuniziert, dass der SVWW nicht gedenke, Benyamina abzugeben. Krämers Vorgehensweise empfindet der Wiesbadener Sportdirektor als „sehr fragwürdig", und seine Äußerungen als „unprofessionell". Hock selbst bestätigte, dass auch er Gespräche mit weiteren potenziellen Neuzugängen geführt habe. Mit wem, verriet er nicht. Nur, dass es Spieler seien, die durch Tempo und Qualität den SVWW-Kader verstärken würden.
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