FRANKFURT - Thomas Zampach trägt enge Jeans und Turnschuhe. Er hat sich äußerlich nicht viel verändert, seit er als 21-Jähriger Profi bei Mainz 05 wurde. Nun ja: „Nur die Haare sind weniger geworden", sagt er mit dem gleichen frechen Grinsen wie damals. Wo früher die blonde Matte wehte, glänzt heute die Glatze. „Vielleicht auch, weil ich immer noch unter Dauerstrom stehe." Auch die durchtrainierte Figur erinnert mehr an die eines Spielers, als an die eines Trainers. Dabei ist der mittlerweile 43-Jährige seit Anfang des Jahres mal wieder genau das: Cheftrainer. Beim SV Zeilsheim in der Gruppenliga Wiesbaden.
Ja, genau der Thomas Zampach, der Fußball-Deutschland ob einer ganz speziellen Aktion im Gedächtnis geblieben ist. Der Blondschopf, der nach geglücktem Bundesliga-Aufstieg mit Eintracht Frankfurt 1998 eine Ehrenrunde durch das Waldstadion lief. Nackt! Diese Erinnerung an den laufstarken Mittelfeldspieler bleibt hängen. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht darauf angesprochen werde", sagt er.
Dabei hat er sich doch etwas verändert, ist älter und reifer geworden. „Als zweifacher Vater trage ich auch eine gewisse Verantwortung. Provokationen wie damals kann ich mir nicht mehr erlauben." Auch, weil Zampach nun zum zweiten Mal nach seinem Engagement beim SV Wehen Wiesbaden II alleine Verantwortung für eine Mannschaft übernommen hat. Seit Anfang des Jahres ist der gebürtige Frankfurter Trainer in Zeilsheim. Ein Freundschaftsdienst, wie er erklärt. „Der sportliche Leiter ist ein guter Freund. Er hat mich gebeten, die Mannschaft für ein halbes Jahr zu übernehmen." Zampach sagte zu. Weil er mal für sechs Monate etwas kürzer treten will. Ein kleines Projekt übernehmen, „um zu wissen, was ich eigentlich genau will". Das Zeilsheimer Projekt definiert er klar: mit dem Tabellen-13. den Klassenerhalt schaffen. Seinen persönlichen Akku wieder aufladen. Der Dauerstrom war Zampach zuletzt ausgegangen.
Seinen Job als Co-Trainer beim Drittligisten SV Darmstadt 98 beendete er im vergangenen Sommer. Die Verantwortlichen hätten sich nicht an Absprachen gehalten. Zudem war er stark eingebunden in der Fußballschule der Eintracht, oft auch als Scout unterwegs. Und: Zampach plant nach wie vor eine zweite Karriere als Footballer. Dem Zweitligisten Frankfurt Universe will der ehemalige Bundesliga-Profi als Kicker zum Aufstieg verhelfen. Zur neuen Saison soll es losgehen. Das alles wurde selbst dem einstigen Laufwunder zu viel.
In Zeilsheim tritt er nicht mehr selbst gegen den Ball. „Da müsste schon sehr sehr viel passieren." Bedenken, dass sein Projekt schief gehen könnte, hat er nicht. „Auch wenn ich die Gruppenliga noch nicht aus dem Eff-Eff kenne, weiß ich, dass in meiner neuen Mannschaft Potenzial steckt", sagt er. Nach diesem Potenzial sollen sich die Gegner richten. Nach dem Saisonende will Zampach zurück in den bezahlten Fußball. Sein eigenes Potenzial sieht er in der ersten bis dritten Liga. „Jetzt schaue ich erstmal, wie ich als Trainer klarkomme", sagt er. „Weiter oben bin ich eher der Teamplayer." Eine Funktion als Fitness- oder Co-Trainer, wie er sie auch schon beim SV Wehen Wiesbaden inne hatte, kann er sich gut vorstellen. Was er genau will, soll sich bis zum Sommer herausstellen.
Auf die Zeiten, in denen er selbst „weiter oben" kickte, blickt Zampach gerne zurück. Auf den ersten Zweitliga-Einsatz, mit den 05ern bei Rot-Weiß Erfurt. „Da hat Jürgen Klopp vier Tore gemacht - eigentlich unglaublich." Zampach legte ihm das letzte auf. Oder die Freundschaft zu Stefan Kuhnert: „Wir wurden damals Vater und Sohn genannt." Oder das Verhältnis zu Präsident Harald Strutz. „Wir haben uns vor fünf Jahren im Urlaub auf Fuerteventura getroffen", erzählt Zampach. „Strutz hat betont, wie wichtig es für die weitere Entwicklung des Vereins war, dass wir Anfang der Neunziger nicht aus der Zweiten Liga abgestiegen sind." Worte, die Zampach beeindruckten. Die Entwicklung des FSV freut ihn. „Wahnsinn, wie Mainz aufgeholt hat." Statt mit Meppen und Gütersloh gegen den Abstieg aus der zweiten Liga zu kämpfen, haben sich die 05er für Zampach in der Bundesliga etabliert. „Jetzt spielen sie gegen Bayern München. Und das Jahr für Jahr." Er selbst hat auch schon gegen die Bayern gespielt. Allerdings mit der Eintracht. Dem Verein, bei dem er einst splitternackt durch das Stadion lief. „Heute würde ich das wahrscheinlich nicht mehr machen", wiederholt er. Nicht aus Scham. Im Vergleich zu damals fehlen ja nur die Haare auf dem Kopf. Sondern weil er eine Sperre durch die DFL befürchten würde. Thomas Zampach ist eben reifer geworden. Nur die Kleidung ist noch immer die gleiche.