Roman Wallner (30) hat ein turbulentes Jahr 2012 hinter sich. Zunächst wechselte der Steirer innerhalb des Red Bull Konzerns von Salzburg nach Leipzig in die vierte deutsche Liga und verpasste mit Trainer Peter Pacult den Aufstieg. Pacult musste gehen, Wallner auch. Neu-Trainer Alexander Zorniger sortierte den Ex-Nationalspieler aus. Kurz vor Ende der Transferperiode unterschrieb Wallner bei Wacker Innsbruck. Seinem mittlerweile siebten Verein in der Bundesliga.
Ob die Tiroler die Klasse halten, ist unklar. Sie überwinterten als Tabellenletzer. Immerhin: Im letzten Spiel vor dem Jahreswechsel glänzte Wallner beim Sieg gegen die Admira. Dem ersten Sieg nach fünf Spielen ohne Erfolg sollen weitere folgen.
Roman, die erste Woche der Vorbereitung ist geschafft. Wie geht's dir?
Roman Wallner: Ich bin ziemlich müde. Aber nach dem vielen Training ist das ganz normal. Am Anfang wird eben viel Wert auf Kondition und Kraft gelegt. Genau so lief unsere erste Woche ab. Viel mit dem Ball haben wir noch nicht gearbeitet.
Wie waren denn die Weihnachtstage im Hause Wallner?Sehr familiär und sehr ruhig. Wir sind in Innsbruck geblieben, haben nichts aufregendes gemacht. Nur erholt.
Wenn du mal zurückblickst, hast du viel erlebt im vergangenen Jahr.Naja, das kann man so oder so sehen. Für mich persönlich war es nicht so spektakulär. Gut, ich habe zwei Mal den Verein gewechselt. Aber als Spieler sieht man das nicht so extrem. Man ist einfach froh, wenn man Fußball spielen kann. Ich vergesse auch ziemlich schnell.
Also denkst du nicht mehr an deinen Abschied aus Leipzig zurück?Nein, das Thema ist abgehakt. Ich hatte kein Problem damit, gehen zu müssen. Darauf schaue ich nicht mehr zurück, sowas passiert im Fußball eben mal. Ich bin aber im Guten gegangen, wir haben uns alle trotzdem gut verstanden. Wichtiger ist jetzt, nach vorne zu schauen. Wir müssen zusehen, dass wir nicht absteigen. Jeder muss seinen Beitrag dazu leisten. Denn es ist wichtig, dass wir im Frühjahr gut starten. Nicht was irgendwann mal in der Vergangenheit war.
Bei Red Bull Salzburg musste mit Stefan Maierhofer gerade auch ein anderer Stürmer gehen. Hast du Verständnis dafür, dass er im Nachhinein seinen Unmut geäußert hat?Im Endeffekt muss das jeder für sich selbst entscheiden. Ich wäre nicht der Typ dafür. Wenn ich was zu sagen habe, sage ich es direkt oder gar nicht. Wenn man einen Vertrag bei Salzburg oder anderen Vereinen unterschreibt, muss einem klar sein, dass sich die Situation mit jedem Trainerwechsel komplett ändern kann. Das muss man einfach in Kauf nehmen. Schon bei der Unterschrift sollte man das wissen. Aber davon geht die Welt nicht unter. Als Spieler darfst du dann nur nicht den Fehler machen, an deiner Qualität zu zweifeln. Du darfst dann nicht glauben, du wärest schlechter, nur weil du den Verein verlassen musst. Solche Entscheidungen haben oft nichts mit Fußball zu tun, sondern haben andere Gründe. Jeder Trainer will seine eigenen Spieler spielen lassen. Die, denen er vertrauen kann. Oder er hat eine andere Spielphilosophie, zu der ein Spieler dann nicht passt. Das ist ja auch verständlich.
Maierhofer hat kritisiert, dass es kein direktes Gespräch mit Ralf Rangnick gegeben habe. Hattest du damals eins?Ja, hatte ich. Am Anfang stand ich mit Rangnick in Kontakt. Ich habe mit ihm ganz normal geredet und als dann fest stand, dass ich gehen soll, ging alles ziemlich schnell. Um die Details hat sich mein Anwalt gekümmert. Ich habe mich von allen verabschiedet und damit hatte sich die Sache erledigt.
Genug von Red Bull. Wie beurteilst du denn dein halbes Jahr in Innsbruck?Eher positiv. Es ist klar, dass nicht alles von heute auf morgen geht, wenn man so lange nicht gewinnt. Wir haben aber schon ziemlich viel aufgeholt. Nach der langen Niederlagen-Serie, während der ich kam, hätte das keiner mehr gedacht. Jetzt kommt es darauf an, die Winterpause gut zu nutzen.
Du sprichst die Serie an Niederlagen an. Nach deinem Wechsel an den Tivoli hat Innsbruck fünf Spiele am Stück verloren. Dein erstes Tor hast du im achten Spiel geschossen. War es schwer für dich, dich einzugewöhnen?Erst einmal ist es nie leicht in eine neue Mannschaft zu kommen. Du kommst an und kennst die anderen Spieler nicht, weißt nicht, wie sie sich bewegen. So etwas braucht immer eine gewisse Zeit. Ich glaube aber, als Österreicher ist es dann doch einfacher, sich in der Bundesliga zurecht zu finden, denn du kennst die Abläufe. Wenn ein Spieler aus dem Ausland ganz neu her kommt, ist es immer schwieriger für ihn. Ich selbst habe mich mittlerweile komplett eingewöhnt. Aber wenn es menschlich und von der Stimmung her passt, bedeutet das nicht automatisch, dass du gleich triffst.
Dann kam der Trainerwechsel von Walter Kogler auf Roland Kirchler. Was hat sich dadurch geändert?Es ist immer schwierig zu sagen, was der neue Trainer anders macht, als der alte. Das kommt dann immer so rüber, als hätte der Vorgänger es schlechter gemacht. So kann man das aber nicht sagen, jeder Trainer ist unterschiedlich. Mit Kogler habe ich mich von Anfang an verstanden, aber ich habe ihn nur einen Monat erlebt. Was davor war, kann ich nicht beurteilen. Was mir bei Kirchler auffällt: Er geht viel auf die Leute zu, redet oft mit den Spielern. Und er ist ein guter Motivator. Vom Training her legt jeder Trainer auf etwas anderes Wert.
Auf was legt denn Roland Kirchler besonders Wert?Momentan auf jeden Fall auf die Kondition (lacht). Sonst probiert er, einfach Fußball spielen zu lassen. Er will, dass wir schnell nach vorne kommen und legt Wert auf das Konterspiel. Leider hatten wir noch nicht so viel Zeit, dass wir irgendwas speziell üben können. Erstmal müssen wir zusehen, dass wir da unten raus kommen. Das ist das Wichtigste.
Im letzten Spiel vor der Winterpause hast du nochmal aufgedreht, mit zwei Toren und einem Assist gegen die Admira eine starke Leistung abgeliefert.Als Stürmer werde ich an Toren gemessen. Wenn ich schlecht gespielt hätte, aber trotzdem getroffen hätte, wäre meine Leistung am Ende auch gut gewesen (lacht).
Mit Salzburg hast du um die Meisterschaft gespielt, mit Leipzig um den Aufstieg. Wieviel Erfahrung hat Roman Wallner denn im Abstiegskampf?Ich bin noch nie abgestiegen. Aber mit Rapid waren wir mal hinten, mit der Austria war ich lange Letzter. Mit der Admira auch und in Griechenland war auch Abstiegskampf. Ich habe also schon eine gewisse Erfahrung in so einer Situation.
Belastet einen erfahrenen Fußball-Profi dieser Abstiegsdruck im alltäglichen Training?Es ist schwierig, das im Training komplett auszublenden. Am besten probiert man, gar nicht viel darüber nachzudenken. Man muss einfach trainieren, sich darauf konzentrieren und am Wochenende dann voll da sein. Man darf aber nicht glauben, dass alles von selbst geht.
Warum steigt Wacker Innsbruck am Saisonende nicht ab?Wir sind eine gute Mannschaft, haben gute Spieler. Wenn es jetzt einmal wieder läuft, so wie gegen die Admira, können unsere jungen Spieler sich wieder besser entfalten und zeigen, was sie können. Es ist noch ein langer Weg, 16 Spieltage. Aber es wird bis zum Schluss eng bleiben.