14.10.2013 - WIESBADEN
Von Max SprickFjodor Dostojewski sprach es. Genau wie Leo Tolstoi – und die Wiesbadener Gutenbergschule: Russisch. Zumindest die etwa 100 Schüler, die an der hessischen Russisch Olympiade teilnahmen. „Russisch ist eine klassische Sprache, die bewahrt werden muss", sagt Egor Leonov. Der Attaché des russischen Konsulats kam eigens angereist, um die Preisträger zu ehren. Die kamen von Schulen aus ganz Hessen, hatten eine schriftliche und mündliche Prüfung abgelegt. Unterteilt in verschiedene Niveaus: Muttersprachler und Nulllerner, die die Sprache und Schrift von Grund auf lernen.
Besonderer Ehrgeiz ist nötig
„Das fällt einem Schüler nicht in den Schoß", sagt Maja Stunz. „Vor allem wegen der kyrillischen Schrift brauchen die Schüler neben Geduld auch einen besonderen Ehrgeiz." Die Russisch-Lehrerin unterrichtet selbst am Gymnasium und setzte sich dafür ein, dass der Wettbewerb erstmalig in Wiesbaden stattfand. „Super", fand Schulleiter Gerhard Schlotter diese Idee. Er sieht den Wettbewerb nicht nur als „eine Ehre", sondern auch als „gute Werbung" für seine Schule an. Denn die Gutenbergschule ist die Einzige in Wiesbaden, an der Schüler Russisch schon ab der achten Klasse belegen können. Für die Jüngeren gibt es ab der sechsten Klasse AGs.
Die Olympiade wird seit fast 40 Jahren abgehalten. Alle drei Jahre findet das Finale statt, dessen Sieger nach Moskau eingeladen werden. „Ein toller Wettbewerb", urteilt Nicklas Hahn, Gutenberg-Abiturient. „Das ist mal was anderes zum Schulalltag und die Prüfungen sind nicht ganz so streng." Sie werden bilingual abgehalten. In der mündlichen Prüfung mussten die Schüler deutsche Fragen auf Russisch beantworten. „Das trägt zur besseren Verständigung mit Nulllernern bei", urteilt Valeria Korotkowa, Muttersprachlerin. „Hier herrscht eine schöne Atmosphäre, ohne Konkurrenzdruck", sagt die 17-jährige Schülerin aus Marburg.
Und die Veranstaltung fördert das Interesse an der „exotischen Sprache", wie sie Stunz nennt. Englisch sei heutzutage Voraussetzung am Arbeitsmarkt. Französisch oder Spanisch sprechen auch viele Schüler. Russisch eher wenige. Wirtschaftliche Beziehungen nach Ost-Europa werden aber immer wichtiger. „Damit können die Schüler dann umso mehr punkten", sagt Stunz. Sie hatte schon vor den Sommerferien mit der Organisation der Olympiade begonnen.
Die endete schließlich mit mehreren Siegern in den verschiedenen Leistungsniveaus. Als Preise erhielten die Schüler Bücher, Urkunden und Einladungen zur nächsten Runde. Überreicht vom russischen Attaché, der auch etwas gewann: die Erkenntnis, dass Russisch dank seiner berühmten Literaten nicht nur eine große Vergangenheit hat – sondern auch eine geförderte Zukunft.