Am kommenden Freitag geht die erste Staffel "Fuller House" endlich auf Netflix online. „TV Movie Online"-Redaktionsleiter Maryanto Fischer hat sich die Pilot-Folge bereits angesehen und festgestellt, dass die Neuauflage zwischen Neunziger-Nostalgie und zeitgemäßem Sitcom-Humor ganz gut ohne Dauerpräsenz von John Stamos (Onkel Jesse) und die Olsen-Zwillinge auskommt.
„Fuller House" fährt die volle NostalgieschieneIm berühmten „Full House" findet auf Netflix ein Wechsel statt. Das war bereits kurze Zeit nach der Meldung, der „Video on Demand"-Anbieter wolle die weltweit als Kultserie hoch gehandelte Sitcom wieder aufleben lassen, klar.
Seit Ostern 2015 fütterten uns die Darsteller regelmäßig mit neuen Häppchen aus der Produktionsphase. Meldungen über Wiederkehrer und Verweigerer sorgten ebenso für Schlagzeilen wie die ersten Instagram-Fotos des Skriptes, Szenen von den Dreharbeiten oder der erste Trailer zu „Fuller House". Das gefühlt im Wochen-, wenn nicht sogar im Tagesrhythmus.
"Fuller House" ist ab 26. Februar online. Foto: Michael Yarish/NetflixJetzt steht „Fuller House" endlich vor dem Staffelstart. Ich habe fünf Gründe, warum sich das Zuschauen lohnt:
1: Der Nostalgie-Faktor„Fuller House" setzt nicht nur auf den Nostalgie-Faktor, wie bereits im legendären Vorspann mit der Autofahrt über die Golden Gate Bridge zu sehen ist. Die Serie lebt ihn wann immer möglich aus.
Mode, Musik und Popkultur der späten achtziger und frühen neunziger Jahre, plakative Anspielungen auf Szenen aus der Original-Serie und natürlich die Auftritte fast aller ehemaligen Bewohner des „Full House" sorgen in der ersten Folge für viele Lacher und ein vertrautes Gefühl. Dieses lässt den Zeitsprung von etwa 30 Jahren völlig vergessen. Selbst Michelle Tanner, die wegen der Absage der Olsen-Zwillinge nicht mehr in der Handlung auftaucht, bleibt auf diese Weise ständig präsent.
Die "Michelle"-Darstellerinnen Mary-Kate und Ashley Olsen heute. Foto: Getty ImagesMehr noch: Gelegentlich teilt sich der Bildschirm sogar, um alte und neue Szenen für den Gag parallel zeigen zu können - ein Bonus für treue Fans, Neueinsteigern erleichtern die vielen Rückblenden den Einstieg ins „Fuller House" dagegen merklich. Der Zuschauer verfolgt die Sendung gefühlt wie damals als Teenager auf dem elterlichen Sofa und fühlt sich permanent zu „Ach, schön war's damals"-Seufzern animiert.
2: FrauenpowerBei „Fuller House" geht es nicht nur um einen Generationenwechsel, der sich unter anderem darin äußert, dass die Pointen nicht in den Neunzigern hängen geblieben sind, sondern auf zeitgemäße Themen wie Handywahn oder die Inflation der weiblichen Trash-DJ-Kultur zielen. Im Grunde geht es auch um einen Geschlechterwechsel.
Die Platzhirsche John Stamos (Jesse), Dave Coulier (Joey) und Bob Saget (Danny) haben nur noch Gastauftritte. Mit den heute erwachsenen Tanner-Töchtern Steph, gespielt von Jodie Sweetin, und D.J. (Candace Cameron), zieht Frauenpower in die Serie ein.
Die Rahmenhandlung bilden die Probleme D.J.s, die gerade ihren Mann verloren hat und sich als alleinerziehende Mutter durchs Leben schlägt. Die Perspektive der Serie wird deshalb viel weiblicher, ohne das männliche Publikum auszuschließen. Eine erfrischende Neuerung.
3: Kimmy GibblerDie großen Lacher der ersten Folge sind ganz klar auf der Seite Kimmy Gibblers, die wie im Original von Andrea Barber gespielt wird. Tatsächlich ist es Netflix gelungen, die durchgeknallte Hausfreundin mit all ihren schrägen Marotten altern zu lassen, ohne dass die Figur künstlich wirkt.
Die Rolle hat das Leben Barbers übrigens nachhaltig beeinflusst. „Die Leute nennen mich immer 'Gibbler', selbst Fremde", erklärte sie jüngst in einem Interview. „Lass deine Schuhe an Gibbler" sei in Anspielung auf Kimmys Stinkefüße ein Satz, mit dem sie heute nicht nur auf den sozialen Netzwerken konfrontiert würde. Ob Andrea und Kimmy sich ähnlich sind? „Nein", stellt sie fest, „auf keinen Fall".
Umgeben von ihrer "Ersatzfamilie" - Kimmy Gibler ist zurück! Foto: Netflix 4: Die KinderrollenWie auch das Original, lebt „Fuller House" von starken Kinderrollen, was sich bereits in der ersten Folge abzeichnet. Elias Harger und Michael Campion sind als D.J.s Söhne Max und Jackson zu sehen, Soni Nicole Bringas spielt Kimmys Tochter Ramona. Das typische Katz- und Mausspiel zwischen Geschwistern oder das heitere Aufeinanderprallen Heranwachsender beider Geschlechter sorgen schon im Piloten für viel gute Laune. Manche Dinge ändern sich eben nie, hach.
"Fuller House" funktioniert nicht ohne die Kids. Foto: instagram.com/fullerhouseofficial 5: Die heile FamilienweltIn einer Schlüsselszene erleben wir, wie die versammelte Familie über das noch aktivierte Babyphone ein „Gespräch" zwischen der völlig überforderten Neu-Witwe D.J. und Baby Max belauscht. Weinend tröstet sie den Kleinen, dass trotz des Verlusts des Vaters alles gut werde, und sie hoffe, Max die Zukunft zu ermöglichen, die er verdient habe.
Klar, dass ihre Familienmitglieder, die in den ersten Szenen eher von Eigeninteressen getrieben scheinen, bereit sind, D.J. zu unterstützen - das nächste „Hach, wie ist das schön" also. Es geht um den Zusammenhalt in der (Groß-)Familie. Im Grunde funktionieren die Tanners ja wie eine besser angezogene Kelly Family. „Fuller House" ist wie das Original eine Familienserie, in der sich Eltern und Kinder gleichermaßen wiederfinden werden. Gesungen und getanzt wird natürlich auch...
Mit „Fuller House" macht Netflix nicht nur die Kinder der 80er Jahre glücklich, sondern hat ebenfalls gute Chancen, der Kultserie zusätzlich ein neues, junges Publikum zu rekrutieren. Trotz teils übermäßigem Fokus auf Rückblenden und Nostalgie-Elementen ist die Serie modern, spritzig und entwickelt spätestens mit dem Versprechen Stephanies, sich um ihre jetzt verwitwete Schwester zu kümmern, eine ganz eigene Dynamik.
Für "TV Movie Online", Maryanto Fischer