Es gab eine Zeit, in der hatte ich Jürgen Klopp nicht so lieb: Während der Fußballeuropameisterschaft 2012. Als er die deutschen Männer unter dem Slogan „Dein Bart für Deutschland" dazu aufrief, sich nicht mehr zu rasieren, bis die Nationalmannschaft aus dem Turnier fliegt.
Jan und Hein und Klaas und Pit, die machten mit - und ich jubelte mit Italien. Denn nach dem Halbfinalsieg der Squadra Azzura trennte sich auch mein Freund Tobi endlich wieder von seinem bescheuerten Bart. So endete der Kuss-Streik als der EM-Traum platze. Kurz bevor mir der Kragen platzte... Weil ich nicht auf kratzende Küsse kann! Ich wusste, dass der Tag der Abrechnung irgendwann kommen würde. Aber ich wusste nicht, wie süß Jürgen Klopp ist. Sorry, Poldi. Sorry, Tobi...
„ Nationaltrainer? Vielleicht irgendwann mal."
Jürgen Klopp hat noch immer Heiteres zum Thema Rasur zu sagen. Zuerst aber ist ein Treffen mit Fans angesagt - und Fußball-Talk. Zahlreich sind sie erschienen, um ihn auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin zu erleben. Mit Stil, Charme und perfekt getrimmtem Bart macht er die IFA sofort zum modischen Mittelpunkt des deutschen Fußballs. Zumindest für heute. Denn Jogi Löws Kaschmir-Pullover ist auf den fernen Färöer-Inseln.
„Ich finde es schmeichelhaft, dass ich immer wieder gefragt werde, ob ich mal Bundestrainer werden möchte", sagt Klopp. Will er derzeit aber nicht. „Ich gehe fest davon aus, dass Deutschland 2014 in Brasilien Weltmeister wird. Insofern wird sich da überhaupt keine Personalfrage auftun."
Das Attraktivitäts-Prinzip
600 Autogramme später empfängt mich Jürgen Klopp hinter den Kulissen der IFA. Ich bin entschieden, ein würdiger Gegner zu sein. Während Rafael im heimischen Hamburg noch darauf hofft, ihm am Wochenende überhaupt entgegentreten zu dürfen, habe ich es bereits geschafft. Und dann erliege ich fast seinem Weltklasselächeln. Aber nur fast. Denn als kleine Vergeltung für die Kuss-Katastrophe 2012 katapultiere ich dann doch eine besonders haarige Frage aus meinem Kopf heraus: „Mögen Sie Britney Spears?"
Jürgen Klopp lacht. „Ja, ich mag sie", antwortet er. „Nur mit der Glatze damals, das ging gar nicht. So schlimm kann ja keine Trennung sein!"
Prinzipiell ist der BVB-Trainer immer für eine gute Rasur zu haben. Seit er mit Philips auf großer Werbetour für den perfekt getrimmten Bart ist, gilt er nicht nur als Deutschlands erster Bartträger. Er gilt auch als Deutschlands schönster. Und wer die Medienlandschaft genau beobachtet, stellt schnell fest, dass der Mann vom Spielfeldrand in Lifestyle-Fragen längst zur ernstzunehmenden Konkurrenz der jungen Schönen auf dem Rasen geworden ist. Vor allem in den Randgruppen. Also wage ich mich in den Strafraum:
Ist es nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die Fußball nur schauen, weil so viele attraktive Jungs auf dem Platz sind?
Klopp: „Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Dieser Faktor wird völlig überschätzt."
Ich schaue Fußball nur wegen der attraktiven Jungs. Ohne Ton.
Klopp (lacht): „Verstehe. Aber du kannst mir doch nicht erzählen, dass du das 90 Minuten lang durchhältst - nur um dir schöne Spieler anzuschauen."
Der Coach hat Recht. Ich fühle mich ertappt und erspare uns die Frage, ob er mir am Samstag in Dortmund Robert Lewandowski vorstellen möchte. Oder Mats Hummels. Schließlich könnte ich einfach mit dem HSV mitfahren... Ich schweige beschämt, während Klopp mich tröstet und missioniert. Gleichzeitig.
Klopp: Vielleicht solltest du wirklich mal ins Stadion kommen, selbst wenn du das Spiel nicht verstehst."
Klopp: „Auf jeden Fall! Das gemeinsame Erleben ist berauschend. Gemeinsam gewinnen, gemeinsam verlieren. Große Gefühle!
Und schon beginne ich zu träumen. Vom Champions-League-Spiel „Borussia Dortmund gegen Arsenal London". Zu dieser Gelegenheit könnte er mich nicht nur Robert und Mats, sondern auch Lukas Podolski vorstellen. Lukas...
Ich will am Ball bleiben. Dann entscheide ich mich doch dafür, einfach professionell zu bleiben. Schließlich habe ich gerade Gefallen gefunden. An großen Gefühlen. Am knallharten Sportjournalismus, yeah! Über Fantasien sollen die Leute fortan woanders lesen. Zum Beispiel in Fashion-Magazinen.
Champions-League der Soccer-StylerApropos: Längst ist Klopp nicht mehr nur in Fußballzeitschriften, sondern auch in Fashion-Magazinen zu sehen. „Kloppo, der Styler" ist dann zu lesen.
„Ehrlich gesagt kann ich meinen Stil nicht mal beschreiben. Ist würde gern lässig wirken. Gelingt mir das?" Eitel sei er zwar, aber in erträglichem Maße. An Spiegeln läuft Klopp im Normalfall vorbei. Dann ein kurzes Überlegen: „Ich finde zum Beispiel, dass mir Basecaps stehen. Außerdem fühle ich mich mit Cap beschützt, wirklich abgeschirmt." Wichtig sei ihm authentisches Auftreten. „Ich bin 46 und will nicht jünger wirken."
Ob es Klopp stört, seit einiger Zeit immer wieder über seine Haare, seinen Kleidungsstil und sein Aussehen sprechen zu müssen? Tut es nicht. Zumindest schirmt er sich nicht vor diesen Fragen ab. Was macht also den Klopp-Stil aus? „Alles, was man mit Jeans kombinieren kann. Oft ein einfaches Shirt, gern auch eine Strickjacke."
Die Kombination aus Stil, Charme und perfekt getrimmtem Bart hat mich umgehauen. Am Ende vergesse ich sogar, nach Poldis Nummer zu fragen und bleibe beim knallharten Sportjournalismus!
Dein Tipp für das Spiel gegen den herrlichen HSV am Samstag?
Klopp: „Wir haben euch letztes Jahr sechs Punkte geschenkt. Ich glaube, das reicht. Ich glaube, wir wollen gewinnen!"
Ich zumindest verlasse das Interview als Gewinner. Denn ich weiß, dass der Tag des Wiedersehens kommen wird. Wie immer im Leben. Im Idealfall beim CL-Spiel „BVB gegen Arsenal". Dann wird sich zeigen, wie meine Sympathien wirklich verteilt sind.
Wer noch immer nicht genug von Jürgen Klopp hat, liest HIER knallharten Modejournalismus! Denn natürlich hat mir der Deutschen große Werbeikone auch Tipps für den perfekten Bart verraten.
Hatte Jürgen Klopp sonst noch was zu sagen?
Klopp: „Geht am 22. September wählen, das ist wichtig!"
Ich wählte Versöhnung und werde ab kommender Woche testen, ob der perfekte Bart wirklich jedes Kinn adelt. Denn davon ist Jürgen Klopp überzeugt...
Stay fashionable,
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