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Netz und doppelter Boden

Von Marvin Lauser

Rastatt – Sechs Monitore hat Christian Pilardeaux bei der Arbeit an seinem aktuellen Projekt im Blick. Der 38-jährige Brandamtmann der Feuerwehr Baden-Baden ist seit vergangenem September gemeinsam mit Kollegen verantwortlich für die Datenversorgung des zukünftigen Einsatzleitsystems für die Integrierte Leitstelle Mittelbaden in Rastatt. Sie ist für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden zuständig.

Pilardeaux und sein Kollege Thomas Schweikert füttern das Computerprogramm, das die Disponenten in der Integrierten Leitstelle künftig benutzen werden, mit relevanten Informationen, um ihnen so die Koordination der Einsätze zu erleichtern. „Das muss alles exakt und detailgenau stimmen“, um den Disponenten bei der Einsatzleitung zu helfen, sagt Pilardeaux. Dazu gehört das Verschlagworten von Suchanfragen sowie sinnvolle Hinweise zu verschiedenen Örtlichkeiten. So kennt das System nun zum Beispiel den Iffezheimer Chaisebuckel in allen denkbaren Schreibweisen. Aktuell, sagt Pilardeaux, seien etwa 115000 Begriffe verschlagwortet. „Ich pflege alle umgangssprachlich benutzten Ortsangaben ein“, sagt er.

„Wir alle neigen dazu, in Extremsituationen auf rudimentäre Verhaltensmuster zurückzufallen, vor allem wenn ein uns nahe stehender Mensch betroffen ist“, sagt der Feuerwehrbeamte im gehobenen Dienst. Jüngst hat er in acht regionalen Facebook-Gruppen dazu aufgerufen, ihm gängige Ortsbezeichnungen zu nennen. 220 verwertbare Rückmeldungen sind so auf seinem Schreibtisch gelandet.

„Riesen Arbeit mit
großem Nutzen“
Zusätzlich pflegen seine Kollegen und er systematisch Objekte, Gewässer, Seen, Restaurants oder Hotels in das System ein. Allein der Rhein ist im künftigen Einsatzleitsystem für Mittelbaden in 22 genau definierte Abschnitte unterteilt. Wenn sich zum Beispiel am Rheinkilometer 351 ein Notfall ereignet, kann der Disponent den Einsatzort mithilfe dieser Angabe schnell eingrenzen und den Anrufer lokalisieren. „Wir versuchen alle Schilder, egal ob Hinweis-, Firmen- oder Reklametafeln im System zu verorten, damit man im Notfall schnell herausfinden kann, wo sich der Anrufer befindet.“ Noch hilfreicher wäre aus Pilardeaux’ Sicht die GPS-Lokalisation, die einige Smartphones bereits anbieten.

Im September wird er sich unter anderem mit dem Historischen Verein in Rastatt zusammentun, um weitere wichtige Daten abzuschöpfen – wie er seine momentane Tätigkeit nennt. Einfach nur im Internet zu suchen und diese Informationen ins System zu übernehmen, reiche nicht aus: „Wir verifizieren unsere Informationen selbstverständlich“, sagt Pilardeaux über seine Recherchen. Das sei eine riesen Arbeit mit großem Nutzen.

„Wir sind das Netz und der doppelte Boden für die Bürger“, sagt er über seine Arbeit und die seiner Kollegen im Rettungsdienst, bei der Feuerwehr, der Bergwacht, dem THW, der DLRG und im Katastrophenschutz der Integrierten Leitstelle Mittelbaden. „Menschen in Not zu helfen ist eine sinnvolle Tätigkeit. Das motiviert mich bei der täglichen Arbeit“, sagt der Feuerwehrmann.