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Feature

1999 - als Gletscherschwund noch "exotisch" war

Mein Beitrag in National Geographic Deutschland wurde kurioserweise von der Israel-Ausgabe ebenfalls eingekauft.

"Gletscher sind für Klimaforscher eine Art Fieberkurve der Erde: Je wärmer es wird, desto mehr schrumpfen die Eiszungen. Um den Zustand des Erdklimas aus den Gletschern abzulesen, mussten diese bisher regelmäßig vom Boden oder aus der Luft vermessen werden, was nur für eine kleine Auswahl machbar ist. Das Programm GLIMS (Global Land Ice Measurement from Space) will künftig mehr als 80 000 Gletscher aus dem All überwachen. Die Daten liefert der amerikanische Satellit Terra an Glaziologen rund um den Globus. Freiburger Geographen konzentrieren sich auf die Antarktis, Zürcher Forscher schauen besonders auf Südamerika und die Alpen. Andreas Kääb verfeinert derzeit in der Schweiz die Methoden der Datenauswertung und schaut dazu auf die Eiswelt entlegener Regionen. Im kanadischen Ellesmere kalben arktistypische Gletscher ins Meer: schuttfreie, das Sonnenlicht stark reflektierende Massen zäh fließenden Eises. "Solche Gletscher können sich binnen weniger Jahre viele Kilometer zurückziehen", erklärt Kääb. Bereits deutlich abgeschmolzen sind Teile der Eisfelder Patagoniens in Südamerika (Foto). Gletscherareale sind dort von dichtem Pflanzenwuchs umgeben, der Licht unterhalb des sichtbaren Bereichs reflektiert. Daher lässt der Infrarotsensor von "Terra" die Bergregionen rot leuchten. Wo sich die Gletscher zurückziehen, bleiben häufig große Seen zurück, deren Wassermassen Naturkatastrophen auslösen können. GLIMS soll auch dafür bessere Voraussagen ermöglichen."