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Videos gegen Maskenpflicht: Andreas Kümmert beschimpft Kassiererin

Wenn Andreas Kümmert gehört werden will, dann wird er auch gehört. Seit Sänger und Songwriter aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) im Jahr 2015 den Sieg im deutschen Vorentscheid zum Eurovision Songcontest ablehnte, ist er bundesweit bekannt. Und obwohl er damals die ganz große Bühne wieder gegen die kleinen tauschte, ist seine "Reichweite" in den sozialen Netzwerken weiterhin groß: Über 100 000 Menschen folgen ihm auf Facebook, über 8200 auf Instagram. Und dann wären da natürlich noch seine Konzerte. 

Zum Beispiel an diesem Freitag: Da spielt Kümmert beim Stramu-Ersatzprogramm "Pflastertöne" im Innenhof des Würzburger Rathauses. Mit entsprechenden Corona-Auflagen, 150 Zuhörer sind dort erlaubt. Vor dem Auftritt wandten sich Leser deshalb an die Redaktion und verwiesen auf Videos, in denen Kümmert drohende Worte in den Mund nimmt: "Liebe Kassiererin beim Edeka, wenn du mich noch einmal so niederträchtig behandelst, nur weil du zu dämlich bist, dieser Doktrin zu entkommen, dann werde ich dir in deine Fresse spucken." 

"Anti-Masken-Kampagne" mit regelmäßigen Videos auf Instagram

Der Gemündener bezieht sich damit offensichtlich auf seine "Anti-Masken-Kampagne" auf  der Foto-Plattform Instagram. Wann genau das betreffende Video entstand, ist unklar. Auf Instagram zu sehen ist es jedenfalls nicht mehr. Aufgenommen hat es Kümmert wohl selbst - wie viele andere Videos, die vor rund fünf, sechs Wochen entstanden und die weiter öffentlich zu sehen sind.


Kümmert erzählt darin, dass er bereits öfter mit Kassierern aneinander geraten sei, weil er sich weigerte, eine Maske zu tragen. "In Deutschland werden Menschen immer mehr zu einem dreckigen Denunziantenpack, als wenn sie das nicht schon gewesen wären", sagt er unter anderem in einem Video. Eine Kassiererin habe ihren Chef gerufen, berichtet Kümmert und kündigt an: "Ich werde weiterhin in diesen Laden gehen, ohne Maske und wenn sie mich rausprügeln." Im Anschluss wirft er einen Kuss in Richtung Kamera.


Im nächsten Video schildert Kümmert, wie er "soeben des Ladens verwiesen" worden sei. Er habe im betreffenden Einzelhandelsgeschäft "noch bezahlen" dürfen und man habe ihn "gebeten, die Maske aufzusetzen, die sie mir zur Verfügung stellen". Er habe das "vehement abgelehnt und werde es auch weiterhin vehement ablehnen." Den "Überweisungsschrieb zu einem Facharzt", den er vorgelegt habe, habe man im Laden nicht gelten lassen wollen. Eine Woche zuvor hatte der Sänger in einem Video von "Attest" gesprochen und dabei demonstrativ Anführungszeichen gemacht. Die meisten Geschäfte würden es akzeptieren. 

Was Kümmert und die Stramu-Veranstalter zu den Videos sagen

Andreas Kümmert will auf Nachfrage dieser Redaktion seine Aussagen nicht kommentieren. Er sagt nur: "Wir leben in einer Demokratie, in der jeder seine Meinung sagen darf." Das Konzert am Freitag sei ausverkauft, "deswegen glaube ich nicht, dass sich da wer unwohl fühlen wird".


Und wie bewertet der Veranstalter die Videos? "Als wir Andreas Kümmert für das Konzert gebucht haben, war uns nicht bekannt, dass er sich derart öffentlich äußert", sagt Stramu-Chef Mike Sopp auf Nachfrage. Man habe den Auftritt mit Kümmert vor vier, fünf Wochen vereinbart. "Ich verfolge nicht jeden Künstler in den sozialen Netzwerken", sagt Sopp. Erst in den vergangenen Tagen hätten ihn Bekannte auf die Äußerungen des Sängers aufmerksam gemacht.

Er habe deshalb Kollegen und andere Veranstalter kontaktiert, bei denen der Gemündener Sänger in den vergangenen Wochen aufgetreten war. "Sie haben mir alle versichert, dass sich Kümmert auf der Bühne einzig und allein auf die Musik konzentriert und keine politischen Äußerungen tätigt", sagt der Stramu-Chef. Deshalb habe man entschieden, das bereits ausverkaufte Konzert bei den "Pflastertönen" nicht abzusagen. Bei Bedarf werde er einschreiten und den Auftritt abbrechen, kündigt Sopp an.

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