Kein Ballgeschiebe, harte Tacklings, jeder Spielzug zählt: Die Rede ist von American Football - einem Sport, der sich hierzulande immer größerer Beliebtheit erfreut. Am 5. September (Ortszeit) startet die neue Saison der National Football League, kurz NFL, mit der Begegnung der Green Bay Packers bei den Chicago Bears. Wer so lange nicht warten kann, kann die Spiele seiner Lieblingsmannschaft mit den aktuellen Lizenzen auf der Konsole oder auf dem PC zocken. Madden NFL 20 heißt der neue Ableger der American Football-Reihe von EA Sports, der im Spätsommer erschienen ist. Wir haben das Spiel für die Playstation 4 getestet.
Worum geht es beim American Football?Vorweg zum Regelwerk, der Sport ist komplex. Kurz erläutert geht es beim American Football darum, den Spielball in die gegnerische Endzone zu tragen und einen sogenannten Touchdown zu erzielen. Das erreichen die Teams mit einer Serie von Spielzügen, im American Football Versuche genannt. Die Offensive muss den Ball mindestens zehn Yards in vier Versuchen nach vorne bewegen, um im Ballbesitz zu bleiben. Wer nach vier Vierteln à 15 Minuten Spielzeit mehr Punkte erzielt hat, gewinnt die Partie.
Neu: "Face of the Franchise: QB1"Genug der groben Regelkunde, zurück zu Madden NFL 20. Die Macher haben sich mit dem Spielmodus "Face of the Franchise: Q1" etwas Neues einfallen lassen. Statt in der Profiliga zu starten, steuern wir einen Nachwuchs-Quaterback im College. Hier treffen die bekanntesten Unis des Landes aufeinander. In den USA ist College-Football äußerst populär. Eingefleischten Fans wird die Neuerung in Madden NFL 20 gefallen. Allerdings ist unsere College-Karriere etwas kurz geraten. Unser Quaterback startet mitten in den Playoffs. Geht eine Partie in den K.o-Spielen verloren, ist unsere Zeit am College schon vorbei.
Die NFL-Scouts schauen zuJetzt gilt es, uns für die Profiliga zu empfehlen. Das gelingt, indem wir bei der NFL Combine vor den Augen zahlreicher Trainer und Scouts unser Talent unter Beweis stellen. Dort wollen wir unsere Ausgangsposition für die folgende Draft verbessern. Hier suchen sich die NFL-Mannschaften junge Spieler vorwiegend vom College aus und verpflichten diese für die neue Saison. Das schlechteste Team der vergangenen Spielzeit wählt dabei das vermeintlich beste Talent. Danach ist das zweitschlechteste Team an der Reihe. Wie die College-Karriere sind die Combine und die Draft in der Simulation auch sehr kurzgehalten.
Weit, weiter, MahomesNichts zu bemängeln gibt es bei einer weiteren Neuerung, den X-Faktor-Fähigkeiten. In Madden NFL 20 haben insgesamt 50 Superstars diverse Spezialfähigkeiten erhalten. So kann zum Beispiel Patrick Mahomes, der das Cover des Spiels ziert, weiter werfen als etliche andere Quaterbacks, wenn er seine Fähigkeit aktiviert. Durch die Neuerung werden die Superstars noch wichtiger und ragen heraus. Die X-Faktor-Fähigkeiten sind in jedem Modus vorhanden.
Treue Madden-Fans werden sich freuen, dass die Playbooks der Teams überarbeitet wurden. Vor allem das der Philadelphia Eagles, das erstmals den sogenannten "Philly Special" enthält. Diesen Trickspielzug packten die Eagles im Super Bowl 52 gegen die New England Patriots aus und überrumpelten damit das Team von Star-Quaterback Tom Brady. Der 42-Jährige muss sich in Madden NFL 20 darauf einstellen, dass er nach einem Quaterback Sack, wenn er also von der Defensive zu Boden gebracht wird, bevor er den Ball abgeben kann, vom Gegenspieler verhöhnt wird. Ein nettes Detail, dass sich die Macher haben einfallen lassen.
Wie ist das Gameplay?Beim Gameplay hat EA Sports an den richtigen Schrauben gedreht. Spieler können zum Beispiel nicht mehr gefühlt meterhoch in die Luft springen. Ebenso hat der Quaterback nun weniger Zeit hinter seiner Offensive Line, den Ball loszuwerden. Wer in Madden NFL 20 auf Laufspielzüge setzt, hat zudem durchaus gute Erfolgsaussichten auf ordentlichen Raumgewinn. Der Running Back lässt sich noch flüssiger kontrollieren. In der Defensive sind die noch wuchtigeren Tacklings erwähnenswert.
Ebenso überzeugend ist das Spiel grafisch. Die Spielermodelle sind den Entwicklern sehr gut gelungen und Superstars wie Odell Beckham Jr. oder Antonio Brown wirken noch detaillierter. Außerdem machen die Stadien von außen optisch einiges her. Grafische Feinjustierungen können allerdings noch beim Publikum vorgenommen werden.
Und sonst noch?Ohne gravierende Änderungen hat es der Franchise-Modus in die Football-Simulation geschafft. Dort kann man sich erneut als Trainer, Besitzer oder Spieler eines NFL-Teams versuchen. Ebenso wenig getan hat sich beim Madden Ultimate Team.
Wir haben mit Madden NFL 20 den eindeutig besten Ableger der Reihe gespielt, auch wenn das Spiel wenig Neues für eingefleischte Madden-Fans bietet. Besonders stechen die neuen X-Faktor-Fähigkeiten heraus. Ein Superstar wie Drew Brees von den New Orleans Saints fühlt sich wirklich wie ein Superstar an. Viel Nachholbedarf haben die Entwickler dagegen beim "Face of the Franchise: QB1"-Modus, der viel zu kurz geraten ist. Wie schon bei unseren Tests bei MotoGP 19 oder F1 2019 sind es Kleinigkeiten, die ein Spiel noch realistischer machen können. Zwar erinnern die zahlreichen Zwischenschnitte an der Seitenlinie an ein Football-Erlebnis fast wie am Fernseher, jedoch fehlen auch in Madden NFL 20 etwa die Cheerleader. Trotzdem kommen diejenigen voll auf ihre Kosten, die auf American Football stehen.
Erhältlich ist Madden NFL 20 für PC, Playstation 4 und Xbox One. Weitere Informationen Bewertung:Story: 5/7
Grafik: 6/7
Ton: 6/7
Steuerung: 7/7