Chloé Reuter hat mit 31 ihre eigene PR-Agentur aufgebaut. Heute erklärt sie den teuersten Marken der Welt, wie der Markt der Zukunft tickt.
Chloé Reuter sitzt an einem großen Schreibtisch im Herzen Shanghais und tippt. Die Kamera ist schon an, aber sie wirkt noch versunken als sie das „Hallo“ vom anderen Ende des Videocalls herausreißt. „Oh hallo“, ruft sie freudig zurück.
Vermutlich sitzt sie hier schon einige Stunden, Reuter steht üblicherweise um sechs Uhr morgens auf, geht dann joggen und hört dabei die News. Sie wirkt unglaublich wach, stellt interessiert Fragen – „wie ist es gerade in Luxemburg?“ – obwohl sie doch interviewt werden soll. Das zeichnet Reuter aus. Sie ist immer neugierig, liebt, was sie tut, hat Großes vor und in der Regel erreicht sie ihre Ziele, weil sie einen Wissensvorsprung hat und einen Stein im Brett ihres Gegenübers.
China Girl
Chloé Reuter ist geborene Luxemburgerin, ihr Vater stammt aus dem Großherzogtum, ihre Mutter ist Britin. „Aber manche sagen, ich bin vor allem Chinesin“, sagte sie mal in einer Rede, die noch bei YouTube zu sehen ist. Auch auf dem Cover von Delano war sie in diesem Sommer zu sehen und dazu der Titel „China Girl“.
Reuter vermarktet Luxusmarken im Reich der Mitte. Mit 31 hat sie ihre eigene Agentur gegründet, das war im Januar 2010. Mittlerweile erklärt sie den teuersten Marken der Welt – darunter LVMH, die Fusion aus Louis Vuitton und Moët Hennessy – wie der Markt der Zukunft tickt. Denn: „China wird die Nummer eins für Luxusmarken. Und zwar sehr, sehr bald“, sagt Reuter. Experten auf der ganzen Welt stimmen ihr zu.
Schon vor der Pandemie trumpfte dieser Markt mit Wachstumsraten von 20 Prozent auf. Die Krise hat ihn nochmals befeuert. Und Reuter, eine Europäerin, steht mittendrin. Wie hat sie das geschafft? (...)