Moderne Sklaverei hat viele Gesichter: falsche Au-Pair-Mädchen, Putzfrauen, Tagelöhner am Bau. Eine Hilfsstelle kümmert sich um 22 Fälle.
Ein Mädchen kommt aus Guinea-Bissau an der afrikanischen Westküste zu ihrer Tante nach Luxemburg. Hier, so das Versprechen, wartet eine gute Schule, ein besseres Leben auf sie. Es sind falsche Versprechen.
Die Realität sieht so aus: Kommt die 15-Jährige aus der Schule, muss sie sich um den Haushalt kümmern, die Bettpfanne der Tante säubern, zwei kleine Kinder betreuen. Im Unterricht schläft sie oft ein. Irgendwann kann das Mädchen nicht mehr und vertraut sich ihrer Lehrerin an.
Der Fall landet vor Gericht. Die Anklage gegen die Tante und deren Lebensgefährten lautet: Menschenhandel. Sie werden 2020 in erster Instanz zu jeweils 42 und 36 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Die Geschichte setzt sich fort
Sklaverei ist weltweit seit mehr als 150 Jahren abgeschafft – so steht es auf dem Papier. Während der heutige Montag der internationale Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und an seine Abschaffung ist, wendet sich das „Luxemburger Wort“ der Gegenwart zu.
Haushaltssklaverei, falsche Au-pair-Mädchen, Tagelöhner auf dem Bau – das alles sind Formen moderner Sklaverei. Menschen werden zur Arbeit gezwungen und ausgebeutet. Die illegalen Arbeitskräfte sorgen für Milliardenumsätze. Weltweit sind laut International Labour Office (ILO) 40 Millionen Menschen betroffen.
Aber doch nicht in Luxemburg, oder doch? Die Antwort ist leider eindeutig: Auch hierzulande gibt es moderne Sklaverei. Wie groß das Problem ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Es fehlen – wie so oft – die Statistiken.
Der dritte Bericht der Menschenrechtskommission über den Menschenhandel in Luxemburg wird derzeit vorbereitet und soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. (...)