Zehn Monate im Jahr ist der Wohnwagen das Zuhause von Victoria Schneider. Sie ist Schaustellerin, genauso wie ihre Eltern und ihr Freund.
Viktoria Schneider, gemustertes Hemd und gemusterte Hose, goldene Ohrringe, die blonden Haare zum Dutt zurückgebunden, sitzt von elf bis 23 Uhr im Kassenhäuschen des Freifallturms mit dem Namen „Hangover". Ihre Hände mit den rot lackierten Nägeln reißen routiniert die Fahrkarten ab, geben Wechselgeld zurück.
Der Freifallturm „Hangover" gehört den Eltern. Sie besitzen auch eine Achterbahn. Neupreis: drei Millionen Euro. Die Schaustellerin kommt schon ihr Leben lang zur „Kirmes" am Glacis, wie sie sagt. Das Fahrgeschäft hinter ihrem Rücken gehört ihren Eltern. „Ja, was bin ich?", fragt sie. „Juniorchefin" kommt dann als Antwort. Solche Titel wie Geschäftsführer und Ähnliches gäbe es auf der Kirmes einfach nicht. Es gibt auch keine Lehre für die Schaustellerei. Es ist ein Leben, ein Beruf, in dem es kaum Quereinsteiger gibt. „Man wird hineingeboren", sagt Victoria Schneider.
Als Kinder gingen sie und ihr jüngerer Bruder auf ein Internat nur für Schausteller. Es lag in Herford, im deutschen Nordrhein-Westfalen. Schon ihr Onkel ging dorthin. Im Alter von sechs Jahren folgten also Victoria und Ewald Schneider Junior. Das sei auch so eine Sache unter Schaustellern: Die Kinder tragen oft den Namen der Eltern und ein Junior dahinter.
Am Wochenende reisen die Kinder den Eltern hinterher, ab 14 Jahren auch alleine. Mal holt sie ein Fahrer ab, mal nehmen sie den Zug oder das Flugzeug. (...)
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