In den Ferien brauchen Haustiere ein Zuhause auf Zeit. Darum hat ein ehemaliger Manager von eBay die Plattform Pawshake gegründet.
Wohin mit Hund und Katze?
In den Ferien brauchen Haustiere ein Zuhause auf Zeit. Darum hat ein ehemaliger Manager von eBay die Plattform Pawshake gegründet.Tanguy Peers lebt zwischen Kalifornien und Brüssel. Der ehemalige eBay-Manager hat Pawshake gegründet, eine Plattform, auf der Tierbesitzer einen Petsitter finden können - sozusagen einen Babysitter für das Haustier. In Luxemburg passen besonders Expats gerne mal auf Hund oder Katze auf.
Tanguy Peers, wie funktioniert Pawshake?Menschen, die ein Haustier haben und in den Urlaub fahren wollen, melden sich auf unserer Internetseite an. Sie suchen jemanden, der ihre Katze oder ihren Hund in der Ferienzeit versorgt. Genauso registrieren sich Interessierte, die gerne ein Tier betreuen möchten. Wir führen beide zusammen. Der Tiersitter kann auch vorübergehend in die Wohnung der Urlauber und damit zum Haustier ziehen.
Tanguy Peers wollte etwas gründen, das für Mensch und Tier nützlich ist.
Woher wissen Herrchen und Frauchen, dass ihr Tier in guten Händen ist?Die Tierhalter bewerten die Petsitter. Ich kann also sehen, wer schon viele gute Bewertungen hat. Damit alles vertrauensvoll abläuft, schicken die Petsitter den Besitzern regelmäßig Fotos und Videos ihrer Tiere.
Wie sind Sie auf die Idee für das Geschäftsmodell gekommen?Zum einen haben meine Familie und ich selbst die Erfahrung gemacht, wie schwierig es ist, eine gute Unterkunft für unseren Hund zu finden, wenn wir in den Urlaub fahren. Wenn wir ihn in eine Hundepension gegeben haben, war er einfach nicht happy. Also wollten wir eine andere Lösung finden. Gleichzeitig kamen Geschäftsmodelle wie Airbnb auf und wir dachten: Könnten wir nicht etwas Ähnliches für Tiere machen und einen persönlicheren Service anbieten?
Wie verdienen Sie Ihr Geld?Wir nehmen eine Vermittlungsgebühr vom Petsitter. Wenn jemand einen Service für 100 Euro bucht, bekommt der Sitter 81 Euro und wir 19 Euro.
Wie kommt es, dass Menschen bereit sind, so viel für ihr Haustier auszugeben?Es gibt seit Jahren einen großen Trend, der sich „Humanisation of pets" nennt, Haustiere werden also vermenschlicht. Vor 100 Jahren durften Hund und Katze nicht mal ins Haus. Jetzt steigen viele mit ins Bett. Werden Familienfotos verschickt, dann ist der Hund mit im Bild. Es gibt eine fundamentale Veränderung. Und das zeigt sich auch wirtschaftlich, etwa beim Angebot von Premiumfutter oder solchen Dingen wie Hunde-Massagen.
Wie haben Sie Ihr Geschäft aufgebaut?Im Oktober 2013 haben wir in Brüssel eine Webseite gelauncht. Brüssel ist ein guter Test-Markt, viele Unternehmen für Konsumgüter starten hier. Die Einwohner sind sehr divers, ein bisschen wie in Luxemburg: Man hat französischsprachige Einwohner und englischsprachige.
Wir wollten testen, ob unsere Idee funktioniert. Es hat sich natürlich auch angeboten, weil ich aus Belgien komme. Bei den Reaktionen der Leute kann ich hier besser zwischen den Zeilen lesen.
Inzwischen sind Sie nach eigenen Angaben Marktführer. Aber wie lief das Geschäft an?Im ersten Monat hatten wir exakt null Buchungen. Wir dachte schon: Auf dem Papier mag das Geschäftsmodell zwar nett aussehen, aber in Wirklichkeit ist es ein Flop...
Und dann?Dann kamen die Weihnachtsferien, die Leute überlegten wegzufahren und suchten nach einer Lösung für ihr Haustier. Viele Tierpensionen waren voll und so suchten sie nach Alternativen. Dann kamen die Osterferien und schließlich die Sommerferien und spätestens da hatten wir viele Besucher auf der Seite. Das war der Moment, wo wir entschieden haben: Wir gehen sofort global. Das war das amerikanische Mindset: „Let´s think big!" Denn unsere Annahme war natürlich, dass es den Bedarf überall gibt.
In wie vielen Ländern ist Pawshake vertreten?
Wir sind 2014 in 19 Ländern online gegangen und dabei ist es auch geblieben. Da war die Erfahrung, die ich bei eBay gesammelt hatte, sehr wertvoll. Denn wir wussten von Anfang an, welche Märkte interessant sind. Luxemburg ist einer davon.
Was macht einen Markt interessant?Zum einen ist wichtig, dass die Konsumenten offen sind für E-Commerce, denn das Geschäft läuft nun mal online ab. Dann zählen auch die Bevölkerungsdichte und das verfügbare Einkommen. Mit mehr Geld sind die Menschen meist auch eher bereit, etwas mehr für ihre Haustiere auszugeben. Und dann spielt natürlich auch die Anzahl der Haustiere eine Rolle, die potenziell untergebracht werden muss.
Gibt es einen besonders relevanten Markt für Sie? Etwa ein Land mit besonders vielen Haustieren?Für uns ist die angelsächsische Welt wichtig. Nicht, weil es hier besonders viele Haustiere gibt, sondern, weil die Menschen tendenziell offener sind für Online-Angebote. Kontinentaleuropa folgt meist ein oder zwei Jahre später mit der Nutzung. Der Unterschied bei der Verwendung neuer Technologien gleicht sich dann aber schnell aus. Heute gibt es also kaum eine Differenz.
Wer ist Ihr größter Konkurrent?Das sind Freunde, Familie und Nachbarn. Sie hat man traditionell um Betreuung gebeten und diesen Menschen vertraut man. Dann gibt es offline noch die Hundepensionen und online Gruppen auf Facebook. Manche bevorzugen eben das Hotel und andere Airbnb, das ist auch eine Typ-Frage.
Mäuse jagen war einmal: Heutzutage werden Katze und Kater gerne von ihren Besitzern verwöhnt.
Was hat die Pandemie für Ihr Geschäft verändert?Der Trend zur Vermenschlichung von Haustieren hat sich mit der Pandemie verstärkt. Vielen Menschen haben ihre Tiere im Lockdown sehr geholfen, Ängste zu lindern. Außerdem haben wir alle viel mehr Zeit zu Hause verbracht und damit auch mit unseren Haustieren. So haben wir eine starke emotionale Verbindung aufgebaut. Viele Menschen haben sich auch erst in der Krise ein Tier angeschafft, um die Einsamkeit zu bekämpfen. Jetzt wollen sie nach all der Zeit zu Hause unbedingt wieder reisen und suchen eine Unterkunft für ihr liebgewonnenes Tier.
Das heißt, Corona hat zu einem Boom beim Petsitting geführt?Ganz am Anfang, sagen wir von April bis Juni 2020, ging der Umsatz erstmal runter. Die Grenzen waren dicht, niemand konnte reisen und plötzlich waren alle zu Hause - niemand brauchte mehr einen Sitter. Jetzt, wo sich die Lage entspannt, sehen wir aber wirklich einen Boom: Viele Menschen haben sich in der Pandemie ein Haustier zugelegt, beginnen jetzt wieder zu reisen und unser Umsatz hat sich verdoppelt.
Und das, obwohl das Reisevolumen ja noch längst nicht wieder bei Normal angekommen ist. Das heißt dann wohl, die besten Zeiten stehen Ihnen noch bevor?Absolut, davon gehen wir aus. Das war ein unglaubliches Jahr für uns. Erst kollabiert unser Geschäft und jetzt explodiert es, wie wir es uns nicht hätten ausmalen können. Der Job macht großen Spaß, vor allem, weil wir Menschen glücklich machen. Das mag komische klingen, aber viele Menschen hängen eben sehr an ihrem Tier - ich ja auch. Und die Petsitter freuen sich ebenfalls. In Luxemburg leben zum Beispiel viele Expats. Sie vermissen es, mit einem Haustier zusammen zu sein, also bieten sie ihren Service an.
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