MOPO: Wie werden adipöse Menschen in der Gesellschaft behandelt? Svenja Schwarz: Man wird ganz klar diskriminiert. Als ich mal zu einem Arzt ging, sagte der: „Sie haben doch ein Abo bei McDonalds, so fett wie Sie sind." Draußen wird man angestarrt. Die Leute denken: Die ist dick und faul, soll sie doch einfach aufhören zu essen. Sie sehen den Rattenschwanz nicht.
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Welchen Rattenschwanz? Viele Adipöse leiden an Krankheiten, ich selbst hatte eine Insulinresistenz, die mir das Abnehmen extrem erschwerte. Andere leiden an einer Schilddrüsenunterfunktion, mit diesen Krankheiten ist es einfach schier unmöglich, richtig abzunehmen.
Wie haben Sie so stark zugenommen? Ich leide seit der Grundschule an Übergewicht, trotz Ernährungsumstellung durch meine Mutter und Kindersport stieg das Gewicht stetig an. Ich habe unzählige Diäten durchprobiert, zum Beispiel „Friss die Hälfte" oder auch einfach mal gar nichts gegessen - es hat alles nichts gebracht. Ein weiteres Problem ist: Adipöse fühlen sich krank, aber Adipositas wird nicht als Krankheit anerkannt. Ganz im Gegensatz zu Bulimie oder Anorexie. Dabei sind das alles Essstörungen. Ein Arzt sagte mal zu mir: „Ich kann nur den Magen operieren, nicht den Kopf." Das trifft es ziemlich gut.
Wozu führt das? Adipöse fühlen sich allein gelassen, haben ständig das Gefühl, dass sie selbst schuld an ihrer Misere sind. denn die Lösung scheint ja ganz leicht zu sein: einfach aufhören zu essen. Wenn das dann aber nicht klappt, ist die Folge: Man isst - das geht richtig aufs Selbstwertgefühl.
Und was ist mit Sport? Auch das ist ein echter Teufelskreis. Denn oftmals sinkt die Bewegungsfreude mit dem Gewicht. Außerdem trauen sich viele Dicke nicht ins Fittnessstudio, weil sie Angst vor den abwertenden Blicken der anderen Sporttreibenden haben. Bei den „Dicken Freunden" gibt es deshalb Wassergymnastik. Die ist extra in einem Schwimmbecken, das von außen nicht einsehbar ist. So ist man vor fiesen Blicken geschützt.
Nun wurden Sie operiert, haben 50 Kilo Gewicht verloren... Ja, und darauf bin ich auch wahnsinnig stolz. Viele Menschen denken natürlich: Die ist doch den leichten Weg gegangen, hat sich einfach unters Messer gelegt. Aber das stimmt nicht. Denn der Weg bis zur Operation war alles andere als leicht. Es war ein harter Kampf mit der Krankenkasse und ich selbst musste auch erhebliche Initiative zeigen, sechs Monate Ernährungs-, Bewegungs- und Psychotherapie machen. Und jetzt muss ich auch weiterhin alleine zum Sport und mich gesund ernähren. Nur eins ist klar: Ich werde diese Chance nun nutzen.