Herdecke. Unser Autor Marian Laske wagt den Test und dreht eine Runde im Drachenboot. Eine ganz neue Perspektive auf das Herdecker Ruhrufer.
Was die Enten wohl denken? Gerade noch konnten sie mich vom Wasser aus beobachten, wie ich am Herdecker Ruhrufer etwas unbeholfen erste Trockenübungen mit dem Drachenboot-Paddel machte. Nun schipper ich selbst an den verdutzt schauenden Weibchen und Erpeln vorbei. Ich sitze im Drachenboot des Herdecker Kanu Clubs - gemeinsam mit zehn Sportlern paddel ich zum Viadukt und zurück. Dabei versuche ich halbwegs im Takt zu bleiben, den Steuermann Knut Bricke vorgibt.
Meine Klamottenwahl: mangelhaft. Mit Hemd und langer Hose sehe ich wie ein gemütlicher Abendspaziergänger aus. Der typische Drachenboot-Fahrer trägt kurze Sportsachen. Schließlich vergießt man nicht nur einige Tropfen Schweiß, auch das Wasser der Ruhr spritzt immer mal wieder in das besonders lange Paddelboot. 20 Leute passen hier normalerweise rein, dienstags und donnerstags trainiert die Mannschaft des Herdecker Kanu-Clubs. Knut Bricke ist bereits seit sechs Jahren dabei. Früher kämpfte er um Titel im Renncanadier, mittlerweile lässt er es etwas ruhiger angehen. Wobei auch die Drachenboot-Mannschaft der Kanu-Clubs an Wettkämpfen teilnimmt. „250 Meter fahren wir dann", erklärt Bricke. Etwas mehr als eine Minute brauchen die Sportler für diese kurze Strecke. Das Training dauert natürlich länger. Bricke: „Wir fahren immer ein Stunde und mehr."
Blutiger AnfängerUnd so darf auch ich ein Stückchen auf der Ruhr mitfahren. Vom Vereinssteg unweit des Zweibrücker Hofs paddeln wir zum Viadukt und von da zurück zur Brücke der B54. Normalerweise gehen die Touren bis zum Harkortsee. Doch diesmal sitzt mit mir ein blutiger Anfänger an Bord. „Willst du die ganze Strecke mitfahren", fragt Knut Bricke nach gefühlten 20 Minuten, in denen ich schon ordentlich ins Schwitzen gekommen bin.
„Wie lange sind wir denn schon unterwegs?", frage ich.
„Sechs Minuten", antwortet Bricke trocken.
Spätestens jetzt weiß ich: Drachenboot-Fahren erfordert auch Kondition.
„Links oder rechts?", hat mich Knut Bricke vor der Tour gefragt. Normalerweise habe ich darauf eine klare Antwort. Gemeint war aber nicht die politische Gesinnung, sondern die Seite, auf der ich das Paddel ins Wasser stoßen möchte. Eine Frage des Gefühls, ich entscheide mich für rechts. Irgendwie komme ich mir so stärker vor. Und so sitze ich jetzt auf der rechten Seite des Drachenbootes. Meine linke Hand greift das Paddel oben an einem Griff, die rechte befindet sich knapp oberhalb der Ruhr. „Ein bisschen weiter nach rechts lehnen", sagt Bricke mehrmals zu mir. So kann ich mehr Druck ausüben.
Nach einer Viertelstunde hat sich mein Körper an die Belastung gewöhnt. Ich bleibe im Takt, jedenfalls meistens, und fange an, die Tour zu genießen. Das Viadukt sieht auf dem Wasser noch imposanter aus, die kalten Spritzer erfrischen bei dem warmen Sommerwetter und überhaupt ist es interessant, das Ruhrufer mal aus der Perspektive der Enten zu beobachten. Langsam verstehe ich die Begeisterung, die der Sport auf die Drachenboot-Fahrer ausübt. Auspowern in erfrischender Umgebung, im Sommer ideal, „wir fahren aber auch bei Schnee und Regen", sagt Bricke. Soweit bin ich dann noch nicht.
Kurz bevor ich wieder auf dem Steg herausgelassen werde, fahren wir noch einmal eine sogenannte Pyramide. Nach und nach paddeln wir kräftiger. Zum Schluss 30 Mal volle Kraft. Bricke schreit in meinem Rücken, die Arme schmerzen, das Herz pumpt, die Lunge will Sauerstoff. Die Enten haben schon lange das Weite gesucht.
Das Hemd ist nassNach etwas mehr als 20 Minuten endet meine Tour bereits. Mein Hemd ist nass, ich schwitze, aber ich fühle mich gut. Zum Abschluss winke ich, für die übrigen Drachenboot-Fahrer geht es weiter. Der blutige Anfänger steht ja jetzt wieder mit beiden Beinen auf dem Boden.
Für unsere Leser startet die Sommertour (siehe Infokasten) am Mittwoch, 8. Juli.
Marian Laske