Elena Mişota und ihr Mann Petru lieben ihre Enkel, trotzdem werden vor dem Abschied ein paar harte Worte fallen. Elena Mişota wird nicht mehr wissen, wie es eigentlich dazu kam. Der Tag hatte friedlich begonnen. Sie hat lange in der kleinen Küche gestanden, denn ihre Schwester Mariana ist aus Deutschland angereist, und auch ihre Tochter mit Mann und Kindern ist aus Irland zu Besuch in der alten Heimat, dem Dorf Lingura im Süden der Republik Moldau. Elena Mişota bringt die dampfenden Schüsseln mit Fleisch und Paprikagemüse auf den Tisch unter dem Weinlaub im Hof. Die Sonne malt Flecken auf ihre blaue Kittelschürze. Die grauen Haare, die unter ihrem Kopftuch hervorschauen, lassen sie älter wirken, als sie mit Anfang 50 ist. Elena ist zufrieden, die Familie isst und redet.
Es ist für Elena und Petru Mişota der letzte Tag, an dem sie ihre Enkel in diesem Jahr sehen. Die Enkelin sagt: „Ich finde Moldau furchtbar", dann schaut sie den Großeltern fest in die Augen. „Ich werde jedes Jahr wieder hierherkommen, um euch zu besuchen. Aber ich will hierher nicht mehr zurück." „Und was sollen wir jetzt machen?", fragt Elena Mişota, und ihre Stimme, die durch eine verpatzte Schilddrüsenoperation sowieso hoch klingt, kratzt schrill. „Sollen wir alle das Land verlassen?" Keiner sagt mehr etwas.
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