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Die Strategien der Lobbyisten des Lasters


Tabak, Alkohol, Glücksspiel: Wie vertritt man die Interessen von Branchen, deren Produkte süchtig machen oder sogar töten können? Wie kann man das moralisch vor sich selbst vertreten?


Es gibt in dem Film „Thank you for Smoking" eine Szene, da muss der Tabaklobbyist Nick Naylor bei einer Anhörung des US-Kongresses erscheinen. Es geht um das Aufbringen von Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln. Einer der Senatoren will wissen, ob Naylor glaubt, dass Rauchen zu Lungenkrebs führen kann. Naylor, braun gebrannt, blondes Haar, sagt nach kurzer Pause: „Ja." Ein Raunen geht durch den Saal. Aber das wüssten die Leute ja schon, da brauche es keinen Warnhinweis, sagt Naylor. Sonst könne man ja auch welche auf Flugzeuge und Autos aufbringen. Dann kommt seine Pointe: „Die häufigste Todesursache in Amerika ist Cholesterin." Vielleicht, meint Naylor, solle man selbst auf Cheddarkäse Warnhinweise wegen möglicher Herzinfarkte aufbringen.


Michael von Foerster - rosa Hemd, Einstecktuch, rote Socken - kann über den Film nur müde lächeln. Auch er ist Tabaklobbyist, Hauptgeschäftsführer des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR), und sagt: „Die Realität sieht anders aus." Foerster sitzt in seinem hellen Büro am Gendarmenmarkt in Berlin, auf dem Tisch liegen mehrere Pfeifen, an der Wand hängen Schwarz-Weiß-Bilder von rauchenden Menschen. Wer hier hereinkommt, läuft an einem Plakat aus der Netflix-Politserie „House of Cards" vorbei. Darauf steht: „Abgeordneter, der: Dienstleister ein oder mehrerer Lobbyisten".


Das Plakat hängt da natürlich auch nur ironisch. Die Tabakindustrie fühlt sich gegängelt von der Politik. Warnhinweise, Schockbilder, Rauchverbote: In den vergangenen Jahren hat es viele Verschärfungen gegeben. Und gerade versucht Michael von Foerster, neues Übel von seinem Verband abzuwenden, in dem auch viele kleinere und mittlere Unternehmen organisiert sind. Die EU will ein „Track and Trace"-System für Tabakprodukte einführen, also Codes auf die Packungen aufbringen, um Schmuggel zu verhindern - derzeit geht es an die Umsetzung.


Aber wie macht man Lobbyismus für eine Industrie, deren Produkte süchtig machen oder sogar tödlich sein können? Und wie kann man das moralisch vor sich selbst vertreten? 120.000 Menschen im Jahr sterben an den Folgen des Rauchens. 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Alkoholsucht. 215.000 Menschen sind spielsüchtig und verschulden sich zum Teil stark.


Der Verein Lobbycontrol kritisiert regelmäßig, dass Lobbyisten großer Unternehmen und Wirtschaftsverbände soziale Belange an den Rand drängen. Dass sie mit ihrem Einfluss auf Entscheider in Parlamenten und Ministerien die Ausgewogenheit politischer Entscheidungen gefährden. Wie also arbeiten diejenigen, gegen deren Branchen es die meisten Vorbehalte gibt?


METHODE 1: FEINDBILDER SCHAFFEN


Der Glücksspiellobbyist Georg Stecker hat eine ziemlich effektive Strategie gefunden, um seine Ziele zu erreichen...


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