77. Minute, Ausgleich für die Rapid Amateure im gestrigen Regionalliga Ost-Duell gegen Mannsdorf. Torschütze: Armin Mujakic. Das zweite Saisontor für den 22-Jährigen, der als Einwechselspieler ab der 66. Minute mitwirken durfte. Am 16. April gab Mujakic gegen den ASK Ebreichsdorf nach beinahe zweijähriger Verletzungspause sein Comeback für die Rapid Amateure, damals traf er ebenfalls. Nach drei Spielen hält er nun bei zwei Toren.
Der Leidensweg des Youngsters ist nicht zu unterschätzen. " In den letzten sechs Jahren gab es öfter eine Phase, in der er länger pausiert hat," erzählt sein Vater Senad Mujakic im Gespräch mit fussball-imnetz.at. Begonnen hat alles im Alter von 14 Jahren mit einer Patellaluxation. Operiert wurde Armin Mujakic damals nicht, weil er noch nicht ausgewachsen war. Somit wurde durch gezielten Muskelaufbau versucht, die Patella wieder zu stabilisieren. Nachdem er sich von dieser Verletzung erholen konnte, spielte er ein halbes Jahr für die Akademie der Grün-Weißen, ehe ihn erneut der Verletzungsteufel erwischte.
Diesmal zog er sich eine Abschürfung und einen Sprung am Knorpel zu. Eine Operation und eine lange Rehabilitationsphase folgten. Damals war Mujakic U16-Nationalspieler und fehlte die folgenden 17 bis 18 Monate. Aber auch diese Verletzung ließ Mujakic nicht erstarren, er kämpfte sich zurück und schaffte mit 17 bereits den Sprung in die Regionalliga Ost, wo er damals unter Zoran Barisic bei den Rapid Amateuren spielen konnte. Eine Schulterverletzung mit anschließender OP und einer Ausfallszeit von drei Monaten im Sommer, zählt in der Krankenakte des Mittelfeldregisseurs zu den kleineren Verletzungen.
Danach lief es für den Rapid-Youngster mit bosnischen Wurzeln nahezu nach Plan und es folgten starke Spiele in der Regionalliga Ost. Vater Senad begleitete die gesamte Karriere seines Sohnes, ist derzeit selbst Trainer beim SC Mannswört und meint über das Talent seines Sohnes: " Von klein auf war klar, dass er besondere Fähigkeiten hat. Auch bei Turnieren in Deutschland in Berlin und Frankfurt war er immer einer der besten Spieler und einer, der viel Aufmerksamkeit von anderen Vereinen bekam." Auch von Bayern München, Twente Enschede und RB Salzburg, die mit ihren Offerten aber allesamt abblitzten. " Ein Wechsel war kein Thema, Rapid hat uns immer gezeigt, dass sie auf ihn setzen," erläutert der Vater die Gründe für den Rapid-Verbleib.
Vater Senad war vor seiner Trainertätigkeit auch aktiv als Fußballer unterwegs und versuchte daher seinen Sohn am Boden zu halten: " Mit 13 kannst du der Beste sein, aber mit 18 kann man schon ein ganz anderer Spieler sein. Da wollte ich die Euphrie bremsen. Die Erwartungshaltung ist natürlich dennoch größer geworden."
Die gestiegene Erwartungshaltung an sich selbst, sowie von außen, kam auch durch die Einberufung in das U20-Nationalteam zustande. Dort durfte Mujakic in der Vorbereitung auf die U20-WM in Neuseeland mitwirken. Eine Nominierung für den finalen Kader war zu diesem Zeitpunkt durchaus denkbar. Nur wenige Tage nach seinem U20-Debüt, folgte das Debüt in der Bundesliga für die Rapid-Profis, mit denen er zu dieser Zeit schon immer wieder mittrainierte. Dort zeigte man sich mit den Leistungen von Mujakic zufrieden und bot ihm sogar eine noch bessere Perspektive. Vater Senad meint: " Er war ab Sommer 2015 als fixer Kaderspieler der Rapid-Profis vorgesehen. Das war schon abgesprochen und es war klar, dass er in der Sommervorbereitung nur bei der Kampfmannschaft dabei sein wird." Doch oft kommt es im Leben anders als geplant. Zwei Wochen nach seinem Bundesliga-Debüt verletzte sich der damals 20-Jährige schwer am Knorpel.
" Die Verletzung nach dem Bundesliga-Debüt und vor der U20-WM-Teilnahme in Neuseeland war hart. Da fragst du dich: 'Ist das alles normal?' Gerade jetzt, wo er am richtigen Weg war," erinnert sich Senad Mujakic zurück. Zuerst versuchte man mit der Micro-Fracture-Methode und ohne operativen Eingriff die Verletzung zu heilen. Auch Senad selbst wurde damals selbst zum Experten: " Wir haben ständig gesucht welche Spritzen und Preparate es gibt um den Knorpel zu regenerieren. Ich als Elternteil habe tagelang im Internet alles Mögliche gelesen, was man gegen die Verletzung machen oder verbessern kann. Was kann man tun um schneller fit zu werden? Ich kann mittlerweile fast alles an Theorie über das Knie. Ich bin kein Arzt, aber ich habe das alles fast auswendig gelernt, weil es mich irrsinnig interessiert hat. Die Ernährung hat Armin auch umgestellt. Meine Frau hat dabei auch Unglaubliches geleistet, dass sie viele neue Gerichte gelernt hat, die vielleicht der Regeneration des Knorpels helfen."
Nach einem halben Jahr musste man jedoch feststellen, dass eine OP nötig ist. Es folgten nahezu 18 weitere Monate Verletzungspause. " Er musste einfach kämpfen lernen, um mit diesem Rückschlägen zurecht zu kommen. Natürlich brauchst du auch eine Familie die zu dir steht. Vielleicht war es leichter für ihn diese ganze Unterstützung von uns zu sehen. Ich selbst bin auch Trainer und kann ihm vielleicht mit gewissen Ratschlägen auch helfen. Du brauchst die richtigen Sätze, die ihn motivieren und ihm helfen nicht ein 'schwarzes Loch' zu fallen," resümiert Senad Mujakic über die Regenarationszeit.
Schließlich ist es der Traum eines jeden Fußballers irgendwann Profi zu sein. Mujakic stand kurz davor und wurde durch diese schwere Verletzung gestoppt. Aber auch seine Familie investierte viel Zeit, um Armin Mujakic eine Profikarriere zu ermöglichen. Senad erzählt von gemeinsamen Reisen aus der Jugendzeit: " Für ihn war es sehr schwierig, weil er dafür gelebt hat und ich als Vater habe das alles mit ihm miterlebt. Die ganzen Turniere in Deutschland, da bin ich überall mitgeflogen. Es war jahrelang nur einpacken, fahren, fliegen. Dann kommt man kurz vor das Ziel und es passiert sowas. Natürlich ist das extrem hart gewesen."
Dass es mit dem Profi-Geschäft nicht auf Anhieb klappte, sieht Vater Senad im Moment gelassen: " Er kann sich nichts vorwerfen, weil er wirklich alles Mögliche dafür getan hat." Außerdem setzt er fort: " Es kann nie zu spät sein. Es gibt genug Spieler, die nach so einer Verletzung eine Riesenkarriere machen. Oder Vardy, der andere Umstände hatte und dennoch seinen Weg gegangen ist."
Armin Mujakic hat die Zeit während seiner Verletzung auch genützt, um sich weiterzubilden und sich auf ein Szenario vorzubereiten, falls es mit dem Fußball nicht mehr klappen sollte. " Nebenbei hat er dann ein Betriebswirtschaftsstudium begonnen und auch einige Prüfungen abgelegt. Durch diese Verletzung hat er gesehen, dass er auch ein zweites Standbein aufbauen muss," weiß Senad Mujakic. Die Familie spielt im Leben von Armin Mujakic eine wichtige Rolle, umgekehrt spielte die Familie auch eine wichtige Rolle im Regenarationsprozess des Rapid-Talents, wie der 49-jährige Vater erklärt: " Profi zu werden, ist immer ein Traum von ihm gewesen und er gibt wirklich alles um das zu erreichen. Wir, die Eltern, werden bei allem was er möchte, alles versuchen, das in unseren Händen liegt, um das zu ermöglichen."
Für Armin Mujakic war diese schwerwiegend Knorpelverletzung nicht die erste Verletzung mit langer Ausfallzeit. Woran liegt es eigentlich, dass er so verletzungsanfällig ist? " Vielleicht hat er zu viel gewollt und alles zu ernst genommen. Dann sagt der Körper vielleicht, dass es zu viel ist. Wir wissen es nicht," sucht Vater Senad vergeblich nach einer Antwort.
Nun kann der 22-jährige offensive Mittelfeldspieler aber zweifelsfrei nach vorne blicken. Die Verletzung ist überwunden, die Leistungen stimmen auch bereits wieder. Senad lobt vor allem Armin Mujakic' mentale Stärke: " Es hat unglaublich lange gedauert, aber er hat nie den Glauben verloren und wollte unbedingt diesen Weg weiter gehen. Es schaffen nicht alle nach so einer Verletzung zurück zu kommen. Das spricht für seinen Charakter." Sportlich sieht er seinen Sohn noch nicht bei hundert Prozent: " Durch die Verletzung braucht er natürlich Zeit, dass er die Spritzigkeit wieder bekommt. Er hat ein unglaubliches Talent und ist ein Instinktfußballer, gewisse Sachen wirst du nicht verlernen."
Besonders lobende Worte findet er auch für den SK Rapid, die in all der Zeit immer das Vertrauen gegenüber Armin Mujakic entgegengebracht haben. Die Entscheidung als Jugendlicher Rapid nicht zu verlassen, hat sich somit womöglich doppelt ausgezahlt. Senad Mujakic meint: " Ich kann mich nur bei Rapid bedanken. Dieser Verein ist einfach einmalig, was sie für ihn gemacht haben. Auch, dass sie unglaublich hinter ihm gestanden sind und ihm gezeigt haben, dass sie immer auf ihn bauen. Das ist auch eine Riesensache, wieso er immer weitergemacht hat. Ohne den SK Rapid hätten sich die Dinge nicht so gut entwickelt."
Wohin kann es für Armin Mujakic nun noch gehen? Die Familie möchte vor allem, dass er gesund bleibt und befreit aufspielen kann. Druck in jegliche Richtung wird strikt vermieden. " Was kommt, das kommt, Egal wie hoch er spielen will, das Wichtigste ist jetzt gesund zu bleiben." Eine fußballverrückte Familie, wie es die Familie Mujakic ist (Armin beim SK Rapid, Senad als Trainer des SC Mannswörth und Bruder Anel als Spieler in Mannswörth), haben erkönnen müssen " dass es auch ein Leben neben dem Fußball gibt".