Marcel Richters

Onlineredakteur, Frankfurt am Main

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Artikel

Pro-türkische und pro-kurdische Demonstranten an der Alten Oper

Wer heute Mittag in der Innenstadt unterwegs war, hat sich vielleicht über die vielen Polizeiwagen gewundert. Oder über den Wasserwerfer, der an der Hauptwache die Schillerstraße fast auf voller Breite ausgefüllt hat. Der Grund dafür lag rund 2800 Kilometer südöstlich von Frankfurt, im Norden Syriens. Dort führt die Türkei derzeit die Militäroperation „Olivenzweig" durch, die sich nach Worten des türkischen Staatspräsident Erdoğan gegen „Terroristen" in der Region richtet.


Unterstützer treffen sich an der Alten Oper

Rund 200 Personen waren nach Polizeiangaben einem Aufruf der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) gefolgt. Die UETD steht der türkischen Regierungspartei AKP nahe und hatte zu einer Kundgebung an der Alten Oper angemeldet, um ihre Unterstützung für den Einsatz der Türkei zum Ausdruck zu bringen. Vor allem richte man sich gegen die „einseitige Berichterstattung in einigen Medien", wie ein Sprecher der UETD deutlich machte. Daneben habe Erdoğan „breiten Rückhalt in der Bevölkerung". Die Operation sei ein Teil der „legitimen Selbstverteidigung" der Türkei, die damit auch die „Südgrenze der Nato vor Terroristen schütze".


Diese Einschätzung teilt auch die Bundesregierung. Diese betrachte die Offensive zwar mit Sorge, habe aber auch Verständnis für die „legitimen Sicherheitsinteressen" des NATO-Partners, wie Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer heute in Berlin mitteilte.


Gegendemonstranten in der Minderheit

Eine andere Perspektive hatten die rund 40 bis 50 Gegendemonstranten, welche einem Aufruf kurdischer Studierender gefolgt waren und mit Parolen wie „Mörder Erdoğan", „Faschist Erdoğan" und Flaggen ihre Solidarität mit den Kurden in Syrien und der auf kurdischer Seite kämpfenden YPG zum Ausdruck brachten. Die YPG ist der bewaffnete syrische Teil, der - sich selbst als marxistisch sehenden - Arbeiterpartei Kurdistans PKK, die in der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft wurde. * Sie kontrolliert das Gebiet, in welcher die Türkei derzeit ihre Offensive vorbereitet. Von kurdischer Seite wird der Türkei vorgeworfen, „Krieg gegen die Zivilbevölkerung zu führen". Bereits am Samstag hatten rund 700 Personen gegen die Kriegsvorbereitungen in der Türkei protestiert, am Montag war die Podiumsdiskussion der Oberbürgermeisterkandidaten im DGB-Haus von pro-kurdischen Demonstranten kurzfristig unterbrochen worden. Auch hier waren Fahnen der YPG gezeigt worden.


Großes Polizeiaufgebot trennte beide Lager

Zwar war das massive Aufgebot nach Angaben der Polizei nur zur Vorsorge im Einsatz, aber die Stimmung machte deutlich, dass die Vorsicht berechtigt war. Immer wieder kam es zu hitzigen Wortgefechten zwischen beiden Seiten, als eine pro-türkische Demonstrantin sich der Gegendemonstration näherte, musste sie von mehreren Beamten aufgehalten werden.

Nach der Beendigung der Kundgebung der UETD zogen die pro-kurdischen Demonstranten in einer kurzen Spontandemonstration von der Alten Oper zur Hauptwache, wo sich die Gruppe dann auflöste.


Korrektur: In einer vorherigen Version des Textes hieß der Satz „Die YPG ist der bewaffnete syrische Teil, der als marxistisch geltenden Arbeiterpartei Kurdistans PKK." Wir haben dies umformuliert, um kenntlich zu machen, dass dies die Eigenwahrnehmung der PKK ist.
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