Marcel Richters

Onlineredakteur, Frankfurt am Main

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Verkommt die Ladengalerie Bockenheimer Warte?

Viel deutet nicht mehr darauf hin, dass bis vor wenigen Wochen am Anfang der Leipziger Straße, unweit der Bockenheimer Warte, noch einer der größten Bio-Supermärkte Frankfurts zu finden war. Der Abbau der Einrichtung ist in vollem Gang, wo Schilder hingen, sind jetzt nur noch Löcher in der Wand. Die Konkurrenz hat nicht gezögert und schon am Tag nach der Schließung einen Werbeaufsteller platziert. Da jetzt gleich zwei Geschäfte in der Ladengalerie Bockenheimer Warte leer stehen, machen sich einige Menschen Gedanken, was jetzt aus dem Komplex wird.

„Fast zwanzig Jahre war die Ladengalerie nie komplett vermietet, sie hat halt eine unbeständige Geschichte." - Otto Ziegelmeier, Bockenheim Aktiv

Tatsächlich kam das Ende des Bio-Supermarktes nicht ganz überraschend. Ein offizielles Statement vom ehemaligen Inhaber „Basic" ist zu einer Geschäftsaufgabe schwierig zu bekommen, aber eine ehemalige Mitarbeiterin macht deutlich, dass nach der Eröffnung des neuen Rewe-Marktes an der Bockenheimer Warte die Konkurrenz für den Bio-Supermarkt endgültig zu groß wurde. Aber verkommt die Ladengalerie Bockenheimer Warte jetzt? Otto Ziegelmeier, Mitgründer des Gewerbevereins Bockenheim Aktiv, nimmt die Frage ernst, antwortet aber beruhigend: „Fast zwanzig Jahre war die Ladengalerie nie komplett vermietet, sie hat halt eine unbeständige Geschichte."

Anwohner sorgen sich um den Ruf der Leipziger Straße

Es gibt aber auch Anwohner, die die Sache weniger locker sehen. Besonders stört sie, dass eine Filiale der Modekette Kik einziehen soll. Noch schlimmer fänden sie wohl nur ein Wettbüro oder eine Shisha-Bar. „Kein Wettbüro oder Shisha-Lounge, davon gibt es schon genug auf der Leipziger. Und Kik brauch' ich auch wirklich nicht", meint Corinna, die ganz in der Nähe am Kurfürstenplatz wohnt. Sie wünscht sich lieber den Basic zurück.

„Ich wünsche mir in der Leipziger Straße keine Rödelheimer Radilostraße." - Anwohnerin Gerlinde

Auch Gerlinde aus der Adalbertstraße macht sich Sorgen, und zwar um die ganze Leipziger Straße: „Ich bin schon erschrocken, als im ehemaligen Schuhladen ein neues Wettbüro aufgemacht hat. Ich wünsche mir in der Leipziger Straße keine Rödelheimer „Radilostraße". Und Anwohner Karlheinz aus der Schloßstraße hätte gerne einen Eisenwarenladen oder ein Elektronikgeschäft: „Sie könnten auch Kunden aus der ganzen Stadt anziehen und damit für Belebung sorgen." Darauf angesprochen sagte Ziegelmeier: „Ich frage dann die Leute, wann sie das letzte Mal in so einem Geschäft waren. Was meinen Sie, was die antworten? 'Vor zwei oder drei Jahren' höre ich dann." Wenn aber Kunden aus ganz Frankfurt auf der Suche nach Elektroartikel oder Eisenwaren zur Ladengalerie kämen, wäre die Sache vielleicht eine andere.

Kik bestätigt neue Filiale

Was schon einige Zeit als Gerücht im Viertel kursierte, hat das Unternehmen inzwischen offiziell bestätigt: Der Textil-Discounter Kik wird eine Filiale in den Räumen des ehemaligen Bio-Supermarktes eröffnen. Wann genau die Filiale kommt, ist noch nicht klar. Die Ladengalerie gehört einem 20 Jahre altem Immobilienfonds der DZ Bank. Da ist es egal, welches Geschäft einzieht - solange die Miete gezahlt wird. Wie lange das der Fall ist, bleibt abzuwarten. Mieterwechsel in einem Rhythmus von zwei oder drei Jahren sind für die Ladengalerie nicht ungewöhnlich, weiß Otto Ziegelmeier zu berichten.

Auch wenn sich viele Anwohner Sorgen machen, ein Verfall der Lagengalerie Bockenheimer Warte oder sogar der ganzen Leipziger Straße ist unwahrscheinlich. Bockenheim ist ein Viertel mit vielen Facetten und dass dort Geschäfte ein- oder ausziehen keine Seltenheit. Diese Vielfalt macht für viele Menschen den Charme der „Leipziger" aus und auch ein Textil-Discounter wird der beliebten Einkaufsstraße nicht schaden. Der Leerstand und Neubezug sind nur eine weitere Episode in der wechselhaften Entwicklung der Ladengalerie und der gesamten Leipziger Straße.

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