Afrofuturistische Abschlussballkönigin der Herzen
Sudan Archives gilt als talentierte Gratwandlerin zwischen Global Pop, Soul, HipHop und Indie seit sie vor fünf Jahren auf ihrem ersten Hit "Come Me Weh" Geige und HipHop-Beats kombiniert hat. Ihr neues Album "Natural Brown Prom Queen" wirkt ausgereifter, mit einer Fülle an eingängigen Melodien und ausgefallenen Sounds.
Von Marc Mühlenbrock
Westafrikanische Instrumente, ein Beat aus Handclaps und selbstbewusste Raps: Sudan Archives ist alles – außer gewöhnlich. Im Titelsong ihres neuen Albums "Natural Brown Prom Queen” erzählt sie ihre Geschichte. Geboren und aufgewachsen als Brittney Parks in Cincinnati, Ohio, wo sie als Teenagerin mit ihrer Zwillingsschwester Catherine ein R'n'B-Duo gegründet hat.
Ihr Stiefvater, ein Musikmanager, der auch schon für R'n'B-Star Babyface gearbeitet hat, sah darin die Möglichkeit, ihre Karriere nach seinen Vorstellungen zu formen. Aber nicht mit Britt. Die provozierte ihren Rausschmiss aus der Band, zog von Zuhause aus und ging Anfang der Zehnerjahre nach L.A., um dort ihr eigenes Ding zu machen.
Brittney hat Musikethnologie in Pasadena studiert und dort die Geige, die sie schon seit ihrer Kindheit spielt, nochmal neu für sich entdeckt. Sie fühlte sich verbunden mit den Violinisten Westafrikas, die das Instrument spielen wie eine Fiddle. Daher stammt auch ihr Künstlername: Sudan Archives. Parallel hing sie in L.A. bei der bekannten Hip-Hop-Club-Nacht Low End Theory ab, lernte Leute kennen und wurde vom innovativen Hip-Hop-Label Stones Throw Records gesignt. Nach "Athena" im Jahr 2019 ist "Natural Brown Prom Queen" nun ihr zweites Album.
Auf ihrem neuen Album erschafft Sudan Archives wieder ein eigenes Universum aus verspielten bis verzerrten Global Sounds, alternativem Hip Hop und einem Artwork inspiriert von afrikanischen Göttinnen und der japanischen Manga-Serie Sailor Moon, die sie als Kind schon geliebt hat. "Selfish Soul" ist ein süchtig machender afrofuturistischer Tune, in dem Sudan Archives' Geige noch eine Nebenrolle spielt, in "TDLY (Homegrown Land)" ist sie dann Hauptdarstellerin. "Freakalizer" ist ein Club-Track mit 80er Drum Machine, "Milk Me" sexpositiver R'n'B, "Homesick (Gorgeous & Arrogant)" ein langsamer Song für traurige oder erotische Stimmungen.
Geprägt ist das Album vom Heimweh, das Sudan Archives so weit weg von zu Hause ereilte und das besonders im Lockdown ihr Gefühlsleben dominiert hat. Den Titel gab ihm die nostalgische Fantasie, Abschlussballkönigin zu werden - die Sudan Archives nie war, weil sie ihren eigenen Abschlussball verpasst hat. Auf dem Album durchlebt sie eine Reise, an deren Anfang und Ende ihr altes und ihr neues Zuhause stehen. Mit dem letzten Song "#513", benannt nach der Vorwahl von Cincinnati, und dem ersten Song "Home Maker". Darin geht es darum, dass man auch mit einem Partner ein neues Zuhause errichten kann, wenn man gemeinsam in der Fremde lebt. Sudan Archives fand eine neue Heimat in ihrer Beziehung.
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