Malte Bornhöft

Creative Director | Sr. Copywriter , Berlin

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Leben

Das Leben zeigt viele Gesichter. Im Laufe eines Lebens lernt man viele davon kennen. Einige entdecken mehr, andere weniger dieser Gesichter. 
Vielen bleibt einiges verborgen, manche wünschten sich, sie hätten niemals Bekanntschaft mit einigen dieser Gesichter gemacht. Wieder andere beklagen sich nicht, da ihnen das Leben stets ein Lächeln schenkt. Doch allen zu begegnen, ist ausgeschlossen. Es sind zu viele.

Manchmal ist das Leben liebreizend wie ein kleines Mädchen auf einer Schaukel, die mit ihren geflochtenen Zöpfen Schwung holt, um die nächste Höhe zu erreichen. Der Wind scheint dabei mit ihren Zöpfen zu spielen; sie hüpfen auf und ab, auf und ab ̶ unschuldig, naiv und voller Hoffnung, Träumen und Fantasie. Sie ist frei, gibt sich dem Moment hin, lebt. Unbefangen, süß, rein.

Es zeigt sich aber auch als hässliche Fratze mit fletschenden Zähnen, bösen, rotglühenden Augen mit stechendem Blick, der alles zu durchdringen vermag. Kurz davor einen zu zerfleischen. Gnadenlos. Kalt. Gleichgültig. Erbarmungslos. Alles kann sich ändern ̶ von einer Sekunde auf die andere. Kann, muss es aber nicht. Das ist das Spiel des Lebens. Das Glücksrad, die Lotterie, das Wagnis. Jeder, der neu auf die Welt kommt, ist gezwungen, das Spiel des Lebens mitzuspielen, ob er will oder nicht. Keine Wahl, kein Veto. Für die meisten von uns ist das Leben ein Abenteuer, eine Bereicherung, eine Freude, ein Wechselbad der Gefühle. Eben Leben.

Aber gibt es auch diejenigen, die an der Aufgabe scheitern, ihr Leben zu meistern, ihren Weg zu finden, ihren Platz an der Sonne oder zumindest im Tageslicht. Sie tappen ziellos im Dunkeln, stoßen sich an jeder Kante, stolpern über Hindernisse und geraten ins Straucheln. Gehen verloren im Meer der Möglichkeiten, das ihnen das Leben bietet. Sie werden zum Kompagnon der Fratzen, lassen sich einlullen, zum Opfer degradieren; sie erkennen nicht oder zu spät, dass sie sich lösen müssen, von Mustern und Verhaltensweisen, die selbstzerstörerisch sind und krank machen. Das Leben gibt keine Hilfestellung, es stellt dich vor die Wahl: Liebe oder leide, gehe oder bleibe, lebe oder vegetiere, friss oder stirb.